Gegen 05:30 Uhr klingelte der Wecker und eine Stunde später saßen wir zu Dritt beim Frühstück, das keine Wünsche offen ließ. 33,33 % der Mitreisenden haben wegen Krankheit die Flügel gestreckt und bleiben im Bett.
Service wird in der Sopa Lodge (indischer Eigentümer) großgeschrieben. Ich habe selten so gut geschultes Personal gesehen, welches einem jeden Wunsch von den Augen abliest. Gerd hat eine fiebrige Erkältung ereilt und das Management samt Arzt und Security rückten sofort ungefragt an und kümmerten sich um ihn (incl. medikamentöser Versorgung).
So kletterten wir zu viert um 07:00 Uhr in unseren Mzungu-Express mit nun geöffnetem Dach. Gleich hinter der Sopa Lodge konnten wir die lustigen langhalsigen Giraffengazellen (Gerenuks) bewundern, die nur hier im nördlichen Kenia zu sehen sind. Sie stellen sich auf die Hinterbeine, um so an die schmackhaften, frischen Blätter der Büsche und Bäume zu gelangen.
Manchmal tun es ihnen die Dik Diks gleich, die hier viel zahlreicher wie in Namibia vorkommen.
In Samburu hat es unterschiedliche Arten Tokos (Rotschnabel-, Gelbschnabel- und Von-der-Decken-Toko).
Die am häufigsten anzutreffenden Glanzstare haben einen rostroten Bauch, der durch ein gelbes Band vom blauen Deckgefieder abgegrenzt wird. Es sind die Dreifarben-Glanzstare.
Nicht weit entfernt postierte sich eine große Impalaherde im Morgenlicht. Ein Bock mit seinem Harem!
Über Funk kam die Nachricht: „Löwensichtung"! Weiter unten am Fluss sind zwei Löwen gesichtet worden. Die Ranger der National Reserves haben sie entdeckt und tolerieren offensichtlich, dass die armen Löwen von ca. 12 Safari-Autos im ca. einen Meter hohen Buschland eingekesselt werden.
Zwischen diesen Büschen kann man die Löwen eh kaum ausmachen. Mit viel Glück sieht man mal den Rücken bzw. blickt in das Auge des Löwen. Diesen Zirkus möchten wir nicht mitmachen und brechen rasch wieder auf.
Einige Wagen wurden „stilecht" von Samburu-Kriegern in traditioneller Stammestracht begleitet bzw. gefahren.
Der Buschfunk twitterte, dass auf Höhe der Brücke, die zum Buffalo Springs NR führt, ein Gepard an seinem Kill liegt. Die Brücke ist ebenso wie die Serena Lodge beim letzten schweren Hochwasser 2010 zerstört worden und bisher nicht wieder repariert bzw. aufgebaut worden. So haben wir nun auch keine zeitsparende Möglichkeit einen Game Drive in das angrenzende Buffalo Springs NR zu unternehmen, das durch den Ewaso Ngiro River von Samburu getrennt wird. Man müsste wieder ganz zurück nach Archer´s Post und auf der A2 links abbiegen. Das würde mehrere Stunden Fahrt in Anspruch nehmen. Also, wir müssen wieder kommen!
Westlich der defekten Brücke hat das Gepardenmännchen einen Wasserbock erlegt und sich den Bauch vollgeschlagen. Die Beute hat er unter einen Busch gezerrt, der Magen des Wasserbocks liegt ca. 15 bis 20 Meter entfernt auf freier Grasfläche. Eigentlich von oben gut sichtbar. Die Katze hat sich auf die andere Seite des Busches in den Schatten gelegt, den Kill aber immer gut im Auge behalten.
Wir beschlossen an diesem Platz längere Zeit zu verweilen und zu schauen, ob der Gepard nochmals Hungergefühle entwickeln wird. Bald waren wir auch für einige Zeit die einzigen Beobachter und hatten die Raubkatze ganz für uns allein. Als drei Adler in der Höhe kreisten, erhob sich der Gepard um seine Beute verteidigen zu können, aber die Adler haben den Kill nicht entdeckt. Geier zeigten sich nicht.
Da sich der Gepard aber wohl so richtig satt gefressen hat, tat er uns den kleinen Gefallen nicht, sondern legte sich wieder unter seinen Busch. Ich nutze die Zeit (wir lagen gut zwei Stunden auf der Lauer), um meine 20 Postkarten aus Naro Moru zu schreiben. Fertig gedruckte Adressaufkleber (MS-Word-Seriendruck sei Dank) habe ich aus dem Büro mitgebracht. Der Reisebericht wird auch aktualisiert.
Gegen 11:30 Uhr traten wir den Rückzug zur Lodge an, um unser Lunch zu testen. An jeder Ecke stehen Dik Diks, das Highlight unseres Etosha-Aufenthaltes 2010. Hier bringen wir nicht mal mehr die Kameras für die kleinen Antilopen mit den kullerrunden, langbewimperten Augen in Anschlag.
Obwohl, eigentlich müssten die knuffigen Dik Diks gut in einen Rucksack passen, um in Deutschland unseren nicht vorhandenen Vorgarten zu zieren...
Ein schöner Weißbürzel Singhabicht setzte sich noch für uns in Positur.
Die Zeit bis zum Lunch verbrachten wir auf der Aussichtsterrasse mit Blick auf das Wasserloch, das zu dieser Tageszeit von den Erdhörnchen, den Gelbschnabeltokos und vielen kleinen Singvögeln frequentiert wird. Sie wissen, was die Uhr geschlagen hat und hoffen auf einige abfallende Brocken vom Mittagessen.
Das Buffet ist sehr üppig und schmackhaft. Wenn das so weiter geht, kommen wir mit einigen pfunden mehr Heim! Da Gerd auch nicht beim Lunch war, erkundigen wir uns nach seinem Befinden. Er lebt noch und scheint über den Berg zu sein. Den Nachmittags-Game-Drive wird er aber auslassen.
Ich ziehe mich zu einem kleinen Mittagsschläfchen in unser Chalet zurück, ist die Temperatur doch drückend heiß mit ca. 30°!
Während des Nachmittags-Game-Drives teilt uns Annick mit, dass sie auch 40° Fieber hat! Aber hart wie Kameldornholz nimmt sie trotzdem an der Pirsch teil. Nun liegt der Krankenstand im Mzungu-Express bei 50%!
Unser Gepard liegt immer noch faul und satt unter seinem Busch. Wir können jedoch genau sehen, wie er mit dem Sonnenstand sein Ruheplätzchen verändert hat, um immer im Schatten des Blätterwerks zu liegen.
Dieses Gepardenmännchen ist ein wunderschönes, gut genährtes Tier. Wohl aufgrund der immer noch drückenden Hitze war unsere einzige Tierausbeute eine Ameisenstraße, die üblichen Impalas und ein paar Dik Diks.
Ach ja, und um doch noch ein paar Tiere aufzutreiben, baten wir Gulu noch einmal Richtung Flussufer zu fahren. Dann kam uns in einem tiefsandigen Wegstück doch ein Landrover mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Gulu musste in die Bremsen treten und hat uns prompt festgefahren Wenigstens war der Landy noch so nett und hat uns nach mehreren Anläufen wieder rausgezogen. Seine Seilwinde war nicht die haltbarste! Vor uns warteten wenigstens sechs andere Safari-Fahrzeuge im Stau!
Zumindest konnten wir in der Nähe des Ewaso Ngiro noch einige schöne Landschaftsbilder einfangen. Zurück in der Lodge stiefelte ich unter die erfrischende Dusche, bevor wir abends das leckere Buffet enterten. Gegen 22:00 Uhr wurden wir von den zwei Securities zum Bungalow begleitet. In der Nacht zuvor hat sich der Leopard am Wasserloch gezeigt. Das Löwenrudel ist jedoch schon seit zwei Monaten nicht mehr hier gesichtet worden. Na, da hat das abendliche Rauchen im Dunkeln auf der Terrasse auch ein Ende!