In der Nacht haben wir die Löwen ganz nah brüllen gehört... und heute feiert Uganda seinen 50. Unabhängigkeitstag! Herzlichen Glückwunsch und happy Independence Day!
Um 07:15 Uhr starten wir ausgestattet mit Lunchboxes noch einmal in die Kasenyi- Plains des Nationalparks, um die Verabredung mit den Löwen wahrzunehmen.
Im frühen Morgenlicht sehen die großen Herden Uganda Kobs wie gemalt aus. Der feine Nebel lässt die Sonne durchscheinen und erzeugt eine wunderbare Stimmung.
Wir fahren einige Loops links der Hauptpiste, finden aber leider keine Löwen und so geht´s weiter zum Bunyampoko Salzsee mit typischer Kraterform. Im See wird ganzflächig Salz gewonnen dass größtenteils in den Kongo exportiert wird. Wir beschließen uns die Salinen einmal aus der Nähe anzuschauen und bedauern die schwere Arbeit des einsamen Salzgewinners im heißen Kraterkessel.
Am Kraterrand passieren wir eine kleine Gruppe Wasserböcke. Wir fahren weiter durch das recht schmuddelige Dorf Kasenyi und werfen einen Blick auf den Lake George. Im Grunde müsste man sich sehr viel mehr Zeit nehmen, denn das Gebiet ist sehr vogelreich und hier sollen einige Brutpaare des Schuhschnabelstorchs heimisch sein.
Da wir heute noch unseren Bootstrip für den morgigen Tag fest zurren möchten, fahren wir den Kasenyi Track zurück Richtung Mweya Lodge. Unterwegs kreuzt ein Nilwaran die Piste und zwei schöne Weißbrauenkuckucke (Piccos Ab-in-den-Busch-Vogel) verschwinden auch nicht gleich wieder im Busch, sondern lässen sich artig fotografieren.
Wir überqueren die Teerstraße und plaudern kurz mit der netten Rangerin am Katunguru Gate, die uns auf Nachfrage verrät, dass in ca. 2 km nördlicher Richtung am Channel Track Löwen gesichtet wurden. Zwei parkende Safariautos markieren den Ort. Leider liegen die drei Löwen weiter entfernt im dichten Buschwerk. Vorsichtshalber speichere ich die Position aber mal im Nüvi.
Dafür posiert ein Warzenschwein geduldig und vorbildlich kurz bevor wir die riesige Hotelanlage der Mweya Lodge erreichen. Wir schauen uns die Jetty an und reservieren dann an der Rezeption eine Bootstour im kleinen 11-Sitzer-Boot der Mweya Safari Lodge (24 US$ pP) für den morgigen Tag um 11:00 Uhr. Es sind (nur) noch sechs weitere Personen eingebucht. Die Bezahlung erfolgt dann erst Morgen eine Viertelstunde vor Abfahrt.
Da gerade Lunchtime ist, gönnen wir uns im Restaurant ein feines Mahl. Die zahlreichen Webervögel freut´s, denn ich habe doch glatt das Schild übersehen „Do not feed the birds". Sorry, habe ich erst am nächsten Tag entdeckt (schäm). Zum Nachtisch gibt es schillernde Schmucknektarvögel.
Da wir schon einmal hier im westlichen Teil des Parks sind, beschließen wir noch bei Pelican Point hinter Katwe die Selbigen zu treffen. Hinterm Main Gate führt eine staubige Piste nach Westen. Linkerhand zupfen einige Elefanten gemütlich ihr Mittagessen, zwei Fischer halten Siesta und der Lake Edward begeistert uns durch sein opalgrünes Wasser, denn es braucht sich schon wieder mal ein Gewitter zusammen.
Wir passieren Katwe, folgen den Hinweisen zum Pelican Point und landen schließlich auf einer kleinen Farm. Die Bäuerin lässt sich unser Permit zeigen und meint, dass wir gleich rechts abfahren müssen. Ein schmaler Weg würde zum Pelican Point führen. Nun, wir haben ihn nicht gefunden. Auf dem Rückweg werfe ich einen Blick in den Lake Katwe, den größten Salzsee Ugandas, der ebenfalls der Salzgewinnung dient und die Haupteinnahmequelle der Einheimischen bildet. Fast jeder hier hat einen eigenen Salzgarten. Die Salzgewinnung ist eine der ältesten noch intakten Industriezweige in Uganda. Das Katwe Salz wird in Ruanda, Kongo, Sudan und sogar in Tansania verkauft.
Die Tour de France wurde anlässlich des 50. Unabhängigkeitstages kurzerhand nach Katwe/Uganda verlegt. Die Durchgasngstraße wurde abgesperrt, das ganze Dorf ist auf den Beinen und feuert die Radrennfahrer begeistert an! Ein sehr authentisches Erlebnis, dass ganz sicher nicht durch Dopingskandale überschattet wird.
Hinter Katwe fragen wir uns ein weiteres Mal, wie die Ankole-Rinder es schaffen, diese riesigen Hörner auf den Köpfen zu balancieren. Doch lange können wir darüber nicht nachdenken, denn wir geraten in einen Uganda-Road-Block. Eine Mutterkuhherde Elefanten mit Kälbern blockierte die Piste, es wurde ausführlich gesäugt und noch links und rechts in Ruhe am Grün gezupft. Und es wurden immer mehr Tiere, die aus Richtung Lake Edward vor unserem Wagen kreuzten. Als wir merkten, dass die Elefanten zunehmend nervöser reagierten, stieg auch unser Adrenalinspiegel. Ich bat Jochen bitte einige Meter zurück zu setzen und den Sicherheitsabstand zu erhöhen. Doch das funktionierte nun auch nicht mehr, denn hinter uns kreuzte eine andere Elefantenfamilie in entgegengesetzter Richtung die Piste. Oh schiet! Das Deo versagt! Ich habe einen Höllenrespekt vor Elefanten! Irgendwie hat sich der Verkehr dann aufgelöst (aber daran habe ich keine konkrete Erinnerung...) und mein Bedarf an Game Drive war für heute gedeckt.
So beschlossen wir noch den Crater Drive Richtung Baboon Cliff zu fahren. Diese Piste ist zwar lt. Karte als 2x4 Strecke ausgewiesen, aber in der Realität wird man damit wohl nicht sehr weit kommen. Und wie sollte es anders sein, der Himmel verfinsterte sich immer mehr, der Weg zum Crater Gate war noch weit, die Piste wurde immer schlechter und meine Laune sank! Fahrer Jochen hatte ganz schon zu tun auf der felsigen Pad. Noch rasch ein paar Fotos vom Lake Kyemengo und weiter ging´s.
Angekommen am Crater Gate, welches nicht mehr besetzt war (die Schranke ließ sich problemlos öffnen), haben wir erst einmal die Sanitäranlagen aufgesucht. Dankbar für die gute Teerpiste unter dem Wagen fuhren wir zurück Richtung Bush Camp. In Katunguru hatte es wieder eine Polizeikontrolle (wie auch schon am Morgen). Wir hielten ein kleines Schwätzchen und die Officier freuten sich sehr über unsere gut bestückten Lunchboxes (es gab reichlich Hühnerbeine – das teuerste Fleisch in Uganda). Sie grüßten mit "Happy Christmas"! Wir kontern mit Happy Easter und Happy Independance Day! Alles war am lachen.
Im Queen Elizabeth Bush Camp erwartete uns ein sorgfältig dekoriertes Restaurantzelt. Auf jedem Tisch war die ugandische Nationalflagge angebracht. Wir Deutschen haben damit kein Problem und dürfen unbeschwert mitfeiern, sind es doch auch unsere Nationalfarben. Die Schweitzer benötigen da etwas mehr Fantasie.
Wir wechseln noch die Zelte und sind mit "Hippo" und "Leopold" und unverstellten Blick auf den Kazinga Channel nun sehr glücklich. Für eine erfrischende Dusche reichte die Zeit vor dem Dinner auch noch!
Das lange Wochenende ist zu Ende und so haben wir das Vergnügen mit nur noch acht anderen Gästen und dem Team des Bush Camps diesen Abend zu feiern, auf den sie wirklich sehr stolz sind!
Zum Desert gab´s die leckere, liebevoll dekorierte Torte. Am Lagerfeuer tauschten wir uns noch eine Weile mit Emauel über die heutigen Tiersichtungen aus, bevor er uns mitsamt Petroleumlampe zum Zelt begleitete. Auch am Zelteigang war bereits eine Lichtquelle platziert, die uns heimleuchten sollte. Aber nicht nur uns! Myriaden von Lake Flies umschwärmten das Licht, krochen uns in Ohren, Nase, Mund. Erst als Emanuel diese Petroleumleuchte zurück auf den Weg stellte, war überhaupt erst daran zu denken, das Zelt zu öffnen. Trotzdem klebten noch hunderte von den lästigen Biestern (sind völlig harmlos) an uns.
Komisch, gestern waren keine Lake Flies hier und oben an Restaurant und Lagerfeuer gab´s auch keine! Wer hat die für uns bestellt?
An Lesen im Bett mit Stirnlampe war nicht zu denken. Die kleinen Fliegen bohren sich doch glatt durch die feinen Maschen des Moskitonetzes. Also, Licht aus, Augen zu!