Die in den Bäumen turnenden Affen weckten uns durch ihre lauten Schreie bereits mit Anbruch der Dämmerung. Auch der entfernt rufende Muezzin tat ein übriges. Das ist so typisch Ostafrika. Überall in auch nur spärlich bewohnten Ecken ist laute Musik bis tief in die Nacht und in regelmäßigen Abständen auch der muslimische Prediger zu hören.
Mit Sikoyo hatten wir vereinbart, dass wir gegen 08.00 Uhr in den kleinen Arusha Nationalpark aufbrechen. Üblicherweise wird der von den Guides zwischen 10:00 und 16:00 Uhr abgehandelt, aber wir brauchten Zeit für die Historie und die Vogelwelt des Parks. Auf einer kleinen Fotoexkursion noch vor dem Frühstück gab meine neue Kamera Eos 70D den Geist auf und zeigte nur noch Fehlercode 80 an. Mein Adrenalinspiegel drohte zu entgleisen, denn auch Andi fand auf die Schnelle via Internet keinen brauchbaren Hinweis. So bat ich den Manager der Lodge, mit der Kamera in Arusha einen Support aufzusuchen und eine rasche Lösung für das Problem zu finden. Jochen war so nett und überließ mir wieder die alte 500D und mit dem Tierzoom nutzte ich die 650D. Meine Stimmung war Keller! Das Wetter ließ auch wieder zu wünschen übrig. Der Himmel war bedeckt und weder Mt. Meru noch Kilimanjaro waren zu sehen. Lt. Axel und Wetterbericht sollte das mindestens noch 3-4 Tage so weiter gehen.
Unweit der Rivertrees Lodge führte die Straße nach links zum Arusha Nationalpark. Wir passierten das Dörfchen Ngongongare und standen gegen 09:30 Uhr am Ngongongare Gate des Nationalparks. Wie fast immer nahm die Eintrittsprozedur seine Zeit in Anspruch. Nur diesmal erledigte alles Sikoyo, während wir zusammen mit Lazaro das pittoreske Treiben auf dem Parkplatz beobachteten und angestrengt versuchten doch noch einen Blick auf dem wolkenverhangenen Mt. Meru zu erhaschen. Das Permit für den Arusha NP kostete für Ausländer 45 US$ pro Person/Tag zuzüglich Minimum 20.000 TSh (je nach Fahrzeuggewicht) für das Fahrzeug mit tansanischem Kennzeichen. Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen duften 40 US$ pro Tag für das Fahrzeug berappen!
Steffi war glücklich, als wir bereits kurz hinterm Gate in der „Kleinen Serengeti" auf erste größere Säugetiere trafen. Einige Zebras und Warzenschweine tummelten sich auf der offenen Fläche. Im ca. 137 qkm großen Nationalpark, der hauptsächlich den 4562 m hohen Mount Meru umfasst, leben keine Löwen und Geparden. Saisonal suchen auch Elefanten aus dem Amboseli-Ökosystem den Arusha NP auf. Sie sind aber auch durch den wachsenden Bevölkerungsdruck direkt an den Parkgrenzen eher selten zu sehen. Dafür gefällt es hier Büffeln und Giraffen umso mehr.
Die Vegetation des Parks besteht hauptsächlich aus tropischem Bergregenwald, der sich an den Hängen der Berge und Krater vulkanischen Ursprungs ausgebreitet hat. Zahlreiche Seen und Sumpfgebiete bieten einer vielfältigen Flora und Fauna eine Heimat.
Auf der einfachen Gravelroad ging es am Kraterrand bis zum Buffalo View Point, der einen guten Blick auf einige im ca. 400 m tiefer liegenden, sumpfigen Krater grasende Büffel bot. Von der reichen Vogelwelt (im Park sollen über 400 Arten leben) konnte ich bislang noch nichts sehen, doch schließlich entdeckten wir wenigstens einige Paare des wunderbar gefärbten Seidenturackos im Dunkel der hohen Bäume.
Die Straße um den Ngurdotkrater herum ist nicht mehr vollständig befahrbar, aber sie bietet einige schöne Aussichtspunkte, an denen man das Fahrzeug verlassen darf.
Weiter ging´s in nordwestlicher Richtung vorbei an den Senetos Pools und dem Lake Longil. Unterwegs sah ich noch einen Weißstirnspint und einen Ziernektarvogel, aber leider spielte das Licht aufgrund des schlechten Wetters nicht mit, um anständige Fotos zu erstellen. Das ist so typisch für Ostafrika. Man muss immer mit bewölktem Himmel rechnen.
Auf Höhe der Momella Wildlife Lodge erreichten wir eine große offene Fläche, die Kamba ya Fisi (Ort der Hyänen) genannt wird. Hyänen beobachteten wir hier nicht, aber eine große Büffelherde, einige Wasserböcke und rechterhand, bereits außerhalb des Parks die Hatari Lodge und die Momella Wildlife Lodge. Dort grasten auch Rinder in friedlicher Koexistenz zwischen den Büffeln. Steffi konnte sich herrlich für die neugeborenen Büffelkälber begeistern.
Unsere in der Rivertrees Lodge für 14 US$ georderten Lunchboxes verspeisten wir in der Mittagszeit am Momella Gate. Neben einem kleinen Informationszentrum kann man im angeschlossenen Kiosk auch Kaffee und Kaltgetränke erwerben. Hier starten auch die Touren der Merubesteigung.
Der Himmel verfinserte sich bedrohlich und bald fielen von Bltz und Donner begleitet die ersten Tropfen eines anständigen Tropengewitters.
Was tun bei Regen? Wir schauten uns die Momella Lodge an, die ehemalige Farm von Hardy Krüger, die sich 12 Jahre in seinem Besitz befand. Gleichzeitg war dies auch der Drehort des des Kinoklassikers "Hatari" u.a. mit John Wayne und Elsa Martinelli in der Besetzung. Die riesige Lodgeanlage mit 107 Zimmern verströmt den Charme alter Zeiten, andere Gäste waren nicht zu sehen.
Viel früher gehörte das Land der Trappe-Familie. Margarete Trappe ist 1906 zusammen mit ihrem Mann nach Ostafrika ausgewandert und hat rund um Momella und Ngongongare einige Farmen betrieben.
Neben der Unterhaltung der Farm war sie immer wieder auch als Jägerin und Führerin von Jagdgesellschaften aktiv, die gerade zu Beginn des Jahrhunderts sehr populär waren. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg und dem damit verbundenen Verlust der deutschen Kolonien wechselte sie die Staatsbürgerschaft und wurde Britin, um weiterhin in Tanganjika, dem späteren Tansania, bleiben zu dürfen.
Aufgrund ihres ungewöhnlichen Lebenslaufes, insbesondere als weiße Frau in einem afrikanischen Land, und ihres fairen Verhaltens gegenüber den einheimischen Massai und den Tieren wurde sie in Tansania sehr bekannt. Man nannte sie dort die „Mutter der Massai".
Nach ihrem Tod verpachtete ihr Sohn Rolf 1961 die Farm an Paramount Pictures für Howard Hawks' Film Hatari!. Später beteiligten sich Jim Mallory und Hardy Krüger an der Farm und betrieben die Momella Game Lodge. Später ging die Farm im Arusha National Park auf. Ein Teil von Momella wird heute von Hatari Lodge Safaris betrieben. Quelle: wikipedia.de
Wer sich für die Geschichte interessiert, dem sei wärmstens folgende eingängige Literatur empfohlen: Eine Farm in Afrika, Hardy Krüger und Die weiße Jägerin, Rolf Ackermann.
Die wenigen verbliebenen Angestellten der Lodge freuten sich uns einen heißen Kaffee kredenzen zu können, bevor wir nach ca. einer Stunde bei Nieselregen den Rückweg durch den Nationalpark Richtung Usa River antraten.
Bei Ngongongare konnten wir dann doch einen mehr oder weniger verschwommenen Blick auf den Gipfel des Mount Meru werfen und kamen mit einem Jungen ins Gespräch, der mit Vergnügen Kornelkirschen kaute.
Da uns für die Campingtour zur Herstellung von Rock Shandy noch Angostura fehlte, versuchten wir es in einem deutschsprachigen, gut sortierten Shop in Ngongongare. Leider waren wir nicht erfolgreich.
Zurück in der Lodge teilte mir der sehr hilfsbereite, französische Manager mit, dass er in Arusha keinen Canon Support aufgetrieben hatte, sich die Kamrea aber nach Entfernung von Akku und Speicherkarten nach einigen Stunden von selbst repariert hatte. Der Fehler ist wohl bekannt und wird im Internet diskutiert. Zunächst war ich erleichtert und hoffte, dass mich das teure Stück nicht wieder im Stich lässt. Auf jeden Fall wird nach Rückkehr in Deutschland ein Telefonat mit Canon erfolgen, denn auch die EOS 650D glänzte bereits durch Errormeldungen in der Vergangenheit.
Leider gab es im Rivertrees, dass gut gebucht war, heute kein Buffet, sondern ein Setmenü. Man kann jedoch alternativ ohne Aufpreis auch von der umfangreichen Speisekarte bestellen. Die Pizzen hier sind sehr lecker und deshalb sind auch viele einheimische Weiße regelmäßig zu Gast. Das super schnelle Wifi tut ein Übriges.