Irgendwann in der Nacht hat sich ein schöner Tropenregen über uns ergossen. Das hieß dann für Jochen: nasses Zelt abbauen und verstauen...
Bei Steffi und Andi hat´s eine leichte Überschwemmung gegeben.
Dafür war das von Prosper und Jessica gezauberte Frühstück mit Pancake, Eiern, Schinken und Speck, Marmelade sehr lecker.
Nachdem alle Utensilien in den Wagen verstaut waren quälten wir uns gegen 09:00 Uhr das Escarpment hinauf um am "View Point auf den Lake Manyara" das gewohnte Grau-in-Grau des Himmels zu fotografieren. Bei Sonnenschein müsste sich zumindest in den Nachmittagsstunden ein sensationeller Blick auf den Lake Manyara werfen lassen.
Einige Masai versuchten uns dort wieder Kunsthandwerk anzudrehen, aber sie waren nicht wirklich aufdringlich.
Wir erreichten das äußerst fruchtbare Mbulu Hochland mit seinem Marktflecken Karatu. Das hier lebende kuschitische Volk der Iraqw lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft. Ursprünglich war ja mal geplant, dass wir in Karatu in der Plantation Lodge am Fuße des Ngorongoro Kraters übernachten. Aus verschiedenen Gründen habe ich diese Planung aber frühzeitig verworfen.
In Karatu mussten wir noch einige Besorgungen erledigen. Es musste eine Plane für Steffis und Andis leckendes Zelt her, Nagellackentferner für meine Zehnägel, denn das agressive DEET im Repellent hat den Lack angegriffen und es klebt nur noch an den Füßen. An kühlender Anti-Mückensalbe und Elektrolythen kaufen wir auch, was wir hier (übrigens zu sehr viel moderateren Kosten wie in Arusha) ergattern können.
Es scheint hier genau so wie in Arusha einen Marktaufseher zu geben, der einem aus irgend welchen Läden genau das besorgt, was man gerade benötigt. Hat ein Geschäft das Gewünschte nicht, läuft der "Aufseher" los und organisiert es in einem anderen Laden. Bezahlt wird dann auf der Straße bar auf die Hand.
Am Ende des Ortes wurden beide Wagen noch einmal aufgetankt, bevor es bei Nieselregen in den Bergnebelwald des Ngorongoro Kraters zum Loduare Gate der Ngorongoro Conservation Area (NCA) ging.
Auf guter Teerstraße und durch grünen Bergregenwald erreichten wir das Lodoare Gate der Ngorongoro CA. Während Sikoyo wieder die Prozedur des Permittens (50 $ pP/24 Stunden) übernahm, nutzten wir die Zeit um das informative Visitors Center, den gut sortierten Craft Shop und die sauberen Toiletten aufzusuchen. Nach einer halben Stunden ging´s auf schmieriger Murram Road - nun bei Nieselregen - an der Außenwand des Kraters hinauf. Die typischen Flechtenbärte zeigten, dass man sich bereits in ordentlichen Höhen befand.
Schließlich war der Crater View Point auf 2286 m erreicht und wir konnten einen Blick in die "Suppenküche" werfen. Welch ein glücklicher Zufall, dass wir den Ausflug in den Ngorongoro Krater erst auf der Rückreise im Programm hatten. Bei diesem Wetter hätte sich die teure Gebühr von 200 $ pro Fahrzeug als Fehlinvestition herausgestellt. So durften wir wenigsten noch hoffen...
Für ein Foto am Bernard und Michael Grzimek Gedenkstein wagte ich mich mit meinen Sandalen in den Regen. Wenigstens konnte das Wasser darin nach hinten abfließen!
Am Lerai Gate krochen wir auf der glitschigen Piste Richtung Toiletten und versuchten noch einige brauchbare Fotos aufzunehmen.
Unser weiterer Weg führte durch die Ngorongoro Highlands, vorbei an Masai Bomas und fotografierwilligen Masais. In der Malanja Drepression, einer Kurzgrastalsenke, sichteten wir erste Zebras, Abdimstörche und Thomson Gazellen.
Achtung: Auch das Fotografieren des Kamels ist vom Besitzer als gebührenpflichtig eingestuft! Deshalb gaben wir rasch Fersengeld!
In den westlich liegenden Plains besserte sich das Wetter ein wenig und in einer schönen, grünen Senke nahmen wir gegen 14:00 Uhr umgeben von einer Ziegenherde und einigen Masais unser Lunch ein. Sikoyo nutzte die Pause um den Scheibenwischer wieder in die Gänge zu bringen.
Schließlich erreichten wir die Silal Plains, die an die Serengeti grenzen. Der Himmel hatte sich wieder verfinstert, aber auf den saftig grünen Wiesen blühten überall hübsche weiße Blumen, in denen sich die Tiere ausnehmend dekorativ positionierten.
Am Grenztor zur Serengeti bogen wir links ab Richtung Ndutu Lodge und blieben auf dem Gebiet der Ngorongoro CA. Die Gnuherden wurden größer, wir sichteten eine einsame Hyäne und die neugeborenen, hellbraun gefärbten Gnukälber staksten auf ihren langen, dünnen Beinchen durch das Gemüse.
Tja, und was dann auf ca. 8 Kilometern folgte, hatte Adventure-Charakter. Die Erdpiste verwandelte sich in einen Fluss und wir hätten eher ein Gummiboot gebrauchen können. Ich glaube, dass Jochen es gerade nicht bereute, dass wir einen Driver hatten. Unser Glück war noch, dass in dieser Region lediglich viel Wasser, aber kein Black Cotton Soil vorherrscht.
Es ist ja fast überflüssig zu erwähnen, dass es in der gesamten Ndutu-Region keinen Handyempfang gibt (nicht mal in der Ndutu Safari Lodge). Lediglich auf einem kleinen Hügel, auf der anderen Seite des Ndutu-See existiert ein kleines Empfangsloch. Ohne Funk oder Satellitentelefon ist man in einer Notsituation abseits der oft befahrenen Pisten und in der Nacht aufgeschmissen. Doch dazu erzähle ich später mehr...
Äußerst erleichert erreichten wir zurück auf festem Boden die sehr gemütliche Ndutu Lodge, lümmelten uns erst einmal bei Kaffee und Keksen in der Lounge und bezogen nebenbei die schönen Zimmer mit Blick auf den See. Hier kann man es aushalten. Da die Lodge ausgebucht war, das Wetter nicht für einen Nachmittags-Game-Drive taugte, tummelten sich viele Gäste in der Lodge. Aber wir hatten zu keiner Zeit den Eindruck uns gegenseitig auf die Füße zu treten. An der Rezeption wurde ich herzlich von Ann Marie Widmark, der Managerin begrüßt. Wir hatten ja noch kurz vor Abreise nach Tansania einen netten Kontakt via Email. Aufgrund des noch nie in dieser Form da gewesenen Regens haben sich mehrere Gäste festgefahren und mussten mit den Traktoren der Lodge geborgen werden. Andere Touristen haben die Nacht im Auto verbringen müssen. Die großen Mobile Camps auf den Special Campsites mussten vor zwei Wochen evakuiert werden.
Für die Unbillen der Anreise zur Lodge wurden wir durch eine sensationelle Vogelschau entschädigt und auch die hauseigenen Ginsterkatzen gaben dankbare Motive ab. Die Serengeti-Masai-Mara-Region wurde von BirdLife aufgrund der Anzahl der dort heimischen endemischen Vogelarten als eines von weltweit 220 EBA (Enedmic Bird Area) klassifiziert. Unter anderem umfassen die Arten mehr als 36 Greifvogelarten, darunter alleine sechs Geierarten. Durch den Einsatz von Diclofenac in der Rinderzucht sind die Bestände jedoch gefährdet. Dieser Wirkstoff, der bei den Rindern fieber- und entzündungshemmend wirkt, ist für Geier tödlich.
Typische Vogelarten der Serengeti sind der Rotschwanzweber, die Pfirsichköpfchen, der Karamoja-Feinsänger, der Grauschopfbrillenwürger und die Schwarzflügel-Brachschwalbe.
Die Wiese zwischen Chalets und See gehörte den Zebras, Dik Diks, Grant Gazellen und kleineren Gnuherden. Wir waren versöhnt und glücklich. Nun fehlte nur noch Sonnenschein!
Das Dinner, ein Viergang-Set-Menue, war sehr schmackhaft und unter Hyänengeheul fielen wir früh in unsere Betten.