Ganz früh war ich wieder wach und lauschte den vielfältigen Geräuschen der Natur. Ab und zu muhte auch einmal eine Kuh, aber weder laute Musik noch ein Muezzin störten! Herrlich, so liebe ich das!
Nach einem aufputschenden Kaffee wurden wir von Robert in Empfang genommen, der standesgemäß seinen Rangeroverall aus dem Kibale übergeworfen hatte.
Auf den Wandelröschen und Hibiscussträuchern suchten schillernde Ziernektarvögel, Preussnektarvögel und Schmucknektarvögel ihr süßes Frühstück. Die u. a. in Afrika beheimateten hyperaktiven Vogeljuwelen sind das Gegenstück der in Mittel- und Südamerika lebenden Kolibris. Mit ihren langen, gebogenen Schnäbeln saugen sie Nektar aus Blüten, verschmähen aber auch keine Insekten, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Kluges Guestfarm weist verschiedene Habitate auf, die unterschiedlichen Tieren (und Pflanzen) einen Lebensraum bieten. Der von Mariam (Stefans Frau) wunderbar angelegte und gepflegte Blumengarten lockt mit seinen zahlreichen Blühpflanzen u.a. meine Lieblinge, die Nektarvögel und viele Schmetterlingsarten an. In den Plantagen wachsen Bananen, Kaffee, zahlreiche Obstbäume, sogar Bodenerdbeeren konnte ich identifizieren.
Daran schließt ein Wald an, der drei Black-and-white Colobusfamilien, einem einzelnen Red Colobus und mehrere Grünmeerkatzen beheimatet. Es soll hier noch eine vierte Affenart leben, aber leider habe ich den Namen vergessen, da wir sie auch nicht gesichtet haben. In den hohen Bäumen des Waldes sitzen vor allem morgens und abends die lärmenden schwarz-weißen Weißschenkelhornvögel.
Unterhalb des Waldes im Tal fließt ein Bach, der in der Regenzeit sogar recht breit wird und eine Sumpflandschaft mit hohen Papyruspflanzen bildet. Stefan hat den Bach hier aufgestaut und drei Fischbecken angelegt, in denen Tilapia für das Restaurant gezüchtet wird. Außerdem wird eigenes Bauholz u. a. in Form von Eukalyptusbäumen hergestellt. Die hohen Bäume dienen der Farm auch als Windfang.
Wir marschieren zunächst in den Wald und Robert machte uns auf einen Baum aufmerksam, in dem ein Schneescheitelrötel gerade zwei blau-grüne Eier bebrütete. Leider sind die Aufnahmen vom Nest nicht zufriedenstellend ausgefallen.
Robert instruierte uns ausführlich, wie man die Blätter einer bestimmten Palmenart aufschlitzt und auf komplizierte Art Matten flicht, die in den traditionellen Häusern u.a. als Teppich genutzt werden.
Die Obst- und Bananenplantagen werden nachmittags gerne zur Essenversorgung von den Colobusfamilien aufgesucht, während die Grünmeerkatzen auch tagsüber oft in den Plantagen herumtollen.
Äußerst interessant war auch eine baumlebende Pflanze, die Robert Elephant Ear Plant nannte. Ihre Blätter haben tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Elefantenohr. Beim Googeln hier Daheim findet man unter diesem Namen jedoch eine ganz andere (Garten-)Pflanze, die vermutlich nur aufgrund ihres Gigantismus den entsprechenden Namen trägt. Im Namibia-Forum wurde sie als Platycerum elephantotis identifiziert. Sie gehört zur Familie der Farne (!).
Äußerst lecker erwiesen sich die Tamarillo oder Baumtomaten. Sie sind die reinste Geschmackssensation. Die eiförmigen, ca. 7 cm großen Früchte haben wir ausgelutscht. Sie schmeckten fruchtig-süß.
Gegen 10:30 Uhr waren wir zurück und genossen nun richtig ausgehungert zusammen mit Daniel unser Frühstück. Steffi und Daniel empfahl ich anschließend einen Besuch der Bigodi Wetlands, die von der Farm in weniger als einer Stunde Fahrzeit (45 km) erreichbar sind. Auf der Durchfahrt sollte mir Daniel in Fort Portal noch einen Satz Batterien und eine SD-Karte für die Kamera besorgen, denn aufgrund der Vielzahl der bereits in Tansania geschossenen Aufnahmen fotografierte ich aktuell nur noch im jpg-Modus, um Speicherplatz zu sparen. Ich gönnte mir einen day of leisure auf der Farm.
Steffi und Daniel waren am späten Nachmittag zurück. Batterien und SD-Karten waren auch an Bord und Steffi erfrischte sich zunächst wieder im Pool, denn in den Wetlands war es schwülheiß.
Zum Dinner gab´s natürlich wieder die obligatorische Avocado und gegen 21:00 Uhr lagen wir im Zelt.