310 km
Wie immer sind wir früh wach und genießen erst einmal den Blick auf das verwaiste Wasserloch. Jochen beschließt zuerst die Dusche zu benutzen und während er so vor sich hinduscht kommt plötzlich nur noch eiskaltes Wasser aus dem Duschkopf! Hallo wach! Also renne ich erst mal ungewaschen Richtung Rezeption. Tja, da wir das letzte Chalet in der ganzen Reihe sind, sinkt der Wasserdruck dann schon mal, wenn auch einige andere Gäste duschen. Eine halbe Stunde später funktioniert es dann wieder mit dem Warmwasser.
Beim hervorragendem Frühstück frage ich nach der touristischen Auslastung in diesem Jahr und ebenso wie im Hwange wird mir bestätigt, dass 2012 ein recht gutes Jahr war. Aber aufgrund der anstehenden Wahlen in Simbabwe halten sich die internationalen Tour Operator dieses Jahr mit der Einbuchung von Gästen sehr zurück.
Irgendwie ist diese Lodge atmosphärisch so gar nicht mein Ding, obwohl nur wenige Gäste eingecheckt sind. Die beiden Manager kommen mir anstrengt bemüht vor und sind teilweise sehr mit sich selbst beschäftigt. Oder wir sind mittlerweile einfach verwöhnt von der Einsamkeit und dem Wildlife im Busch. Wir begleichen unsere Rechnung von 172 US$ pP zuzüglich Getränke.
Im Vergleich zum Kapula Private Camp fällt die Ivory Lodge ganz weit ab. Beim nächsten Mal würden wir vom Hwange aus direkt durch zum Matobo NP fahren.
Wir verabschieden uns und kurz vor der Auffahrt auf die A8 halten wir noch einmal an, weil wir etwas aus dem Kofferraum benötigen. Tja und wo rohe Kräfte sinnlos walten... bricht Jochen den Griff ab und die Heckklappe lässt sich nicht mehr öffnen. Also zurück zur Lodge und der dortige Mechaniker hat mit seinem Werkzeug die Klappe geöffnet. Mittels Schraubenzieher werden wir nun bis zum Ende der Reise diese Klappe zu öffnen haben.
Auf der A8 ist wenig Verkehr und es dauert nicht lange bis wir in die erste Polizeikontrolle geraten. Es wird lediglich überprüft, ob alle Lichter am Wagen funktionsfähig sind und dann geht es auch zügig weiter. Die Straße in sehr gutem Zustand, besser wie manche Straßen in Botswana. Bei der nächsten Kontrolle werden wir (vermutlich weil als Touristen erkennbar) einfach durch gewunken.
Da der Aufenthalt in der Ivory Lodge nahezu unsere letzten Dollarreserven aufgezehrt hat setzen wir darauf, dass wir im Big Cave Camp sicher auch mit ZAR bezahlen können zumal der Besitzer auch Südafrikaner ist. In Bulawayo möchten wir nicht unbedingt mit dem vollgepackten Wagen irgendwo parken.
Hinter Bulawayo erwartet uns eine reizvolle Bergregion mit zerklüfteten Granithinkelsteinen. Eine Wohltat für das Auge. Auf der Matopos Road geraten wir in eine weitere Polizeikontrolle. Hier möchte die Lady den den Führerschein sehen und werden gefragt, ob wir die vorgeschriebenen zwei Warndreiecke, den Feuerlöscher und die Warnweste dabei haben (Warnweste fehlte uns natürlich, aber ich hätte das quietschgelbe Regencape für VicFalls aus dem Jahr 2011 als solche ausgegeben). Wir bejahen die ordnungsgemäße Ausrüstung und konnten dann weiter fahren.
Die Zufahrt zur Big Cave Camp Lodge ist gleich am ersten Tor aus Richtung Bulawayo kommend! Und wenn man nicht mehr weiter mit dem Wagen fahren kann, muss man nach oben auf die Felsen schauen, um sie zu sehen. Der Wagen wird unten geparkt und Samuel, der Guide der Lodge fährt uns mit dem Lodgefahrzeug über die Felsen zur Rezeption. Vor allem auf dem Weg die Felsen wieder runter, haben schon einige Gäste ihren Wagen versenkt bzw. geschrottet. So und nun gehen wir erst einmal in Verhandlungen über den Preis, denn wie durch unser Dachzelt ersichtlich, haben wir auch jederzeit die Möglichkeit auf die Campsite auszuweichen. Samuel hält telefonisch Rücksprache mit dem Manager, der gerade nicht im Camp weilt. Im Vergleich zur Ivory Lodge erhalten wir hier die Übernachtung mit full board zum Schnäppchenpreis. Außer uns wird heute Abend nur noch ein dänisches Päarchen erwartet, die auch morgen Vormittag schon wieder abreisen. Der wahnsinnig nette Samuel zeigt uns das Chalet Ingwe (Leopard), welches uns sofort durch seine Lage und den Ausblick über die Felsformationen gefällt. Wir haben eine wunderbare Veranda mit Ausblick auf die Matobo Hills und das Bett sieht auch sehr einladend aus.
So fahren wir wieder runter zum Parkplatz und laden unser Gepäck aus. Für den Nachmittag wird uns mit Samuel und dem dänischen Paar eine Sundowner Tour in der Big Cave Wilderness Area angeboten.
Wir bedienen uns erst mal am kostenlosen Kaffee- und Teebuffet, genießen und haben ein informative Unterhaltung mit Samuel, der sehr wissbegierig ist und auf dem Big Cave Gebiet schon einige noch völlig unbekannte Buschmannzeichnungen entdeckt hat. Die Matobo Hills gehören aufgrund der größten Felsbildgalerie im südlichen Afrika zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten. Weit über 3000 verschiedene Zeichnungen der San konnten bislang katalogisiert werden, davon viele älter wie 13.000 Jahre.
Die Matobo Hills werden auch heute noch in der monotheistischen Mwari-Religion der Shona und Ndebele als Sitz der Götter verehrt. Dieser traditionelle Glaube kann zurück bis in die Eisenzeit verfolgt werden.
Kurz vor 15:00 Uhr treffen auch die Dänen ein und eine halbe Stunde später starten wir zur Sundowner Tour (15 US$ pP). Samuel erklärt Gräser und Pflanzen, zeigt uns den Rhodesischen Mahagonibaum. Eine Samenkapsel wandert mit als Souvenir.
Die Matobo Hills gelten als das leopardenreichste Gebiet Simbabwes. Kein Wunder, können sich die Leos hier wunderbar zwischen den Felsen verstecken und Antilopen gibt auch es genug. Ähm, wir sichten natürlich keinen Leoparden.
Samuel führt uns zu einer Höhle, die er vor einiger Zeit hier entdeckt hat. Wenn man ein wenig im Boden kratzt findet man Kohle- und Tonstücke. Dies lässt darauf schließen, dass die frühen Bewohner hier Keramik hergestellt haben. Für die Felszeichnungen an diesem Platz braucht man aber schon einiges an Fantasie. Sie sind bereits recht verwittert. Hin und wieder kann man vor allem Abbilder von Menschen identifizieren.
Zum Sonnenuntergang erklimmen wir einen großen Granitfelsen direkt gegenüber der Big Cave Lodge. Samuel hat einige leckere Snacks dabei und natürlich die gewünschten Getränke. Wir genießen die wunderbare Aussicht und beglückwünschen uns zu diesem Volltreffer.
Zurück am Wagen sichten wir soeben noch einige Gnus in der Dämmerung und als wir in der Lodge ankommen, lodert bereits ein munteres Campfire. Der sehr nette Koch platziert einige Teller mit Fingerfood und Samuel stellt uns Norman, einen weißen, älteren Tourguide aus Bulawayo vor, der hier wohl als Manager fungiert. So einen feinen Service haben wir ja schon lange nicht mehr erlebt.
Es folgten lange Diskussionen und philosophische Exkurse über die Position von Nemesis, eines Begleitsterns unserer Sonne, dessen Existenz bisher noch nicht wissenschaftlich bewiesen ist. Man nimmt an, dass Nemesis für eine Reihe von periodisch wiederkehrenden Kometeneinschlägen auf der Erde verantwortlich ist. Da ich in Mathe eine totale Niete bin, kann ich den Lichtjahr-Entfernungsberechungen leider nicht folgen...Samuel, Norman und Jochen diskutieren dieses Thema den ganzen Abend sehr intensiv und Sam bemühte mehrfach Mr. Google zum Thema.
Spannend war auch die Frage, wo der Garten Eden liegt. Wir einigten uns schließlich auf den Iran, das Land zwischen Euphrat und Tigris. Jochen und ich haben unheimlich viel Spaß an den
Wortgefechten der Beiden.
Natürlich lassen wir uns auch ausführlich über Felsmalerei und die Verbreitung der Buschmannkultur aufklären und diskutieren, wann die ersten Menschen Afrika verließen. Möglicherweise war ja das Land
zwischen Euphrat und Tigris der "Garten Eden" für diese Auswanderer.
Das Dinner in Buffetform nehmen wir am großen Tisch gemeinsam mit dem dänischen Paar, Samuel und Norman ein. Die Küchenmannschaft hat wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Anschließend sitzen wir noch eine Weile zusammen am Campfire, während die recht munteren Klippschliefer noch um uns herum wuseln.