Das muntere Geschrei der Affen genießend räkelte ich mich noch eine Weile bei beginnender Morgendämmerung in den Federn. Leider hieß es heute Abschied nehmen.
Der Himmel hatte sich bedrohlich verdunkelt und in der Ferne war bereits Donnergrollen zu hören.
Wir packten unsere Utensilien zusammen und saßen gegen 07:00 Uhr gemeinsam mit Daniel beim Frühstück. Von Stefan wünschte ich mir für den nächsten Besuch ein schönes Bird Bath zum Fotografieren. Im Lazy Tent hat es sich ausgesprochen hervorragend geschlafen. Die 30$ pP waren gut investiert. Für ein paar Abschiedsfotos musste auch noch Zeit sein. Möglicherweise sehen wir uns in Deutschland. Stefan fliegt in einer Woche auf Urlaub ins Hessische. Er wohnt dort nicht weit von uns entfernt.
Hoffentlich bleibt der Ranger Robert aus dem Kibale Forest NP noch lange auf der Farm, denn den Semliki NP, die Krater Lakes, den Kibale Forest und Bigodi Wetlands sind innerhalb einer Stunde von Kluges zu erreichen und mit Robert hat man einen kompetenten und erfahren Naturführer an seiner Seite. Der Unterbringungskomfort und das Essen bei Stefan sind eh unschlagbar. Außerdem ist er eine sprudelnde Informationsquelle über Land und Leute.
Inzwischen hat Stefan sich bereit erklärt unsere Baumaßnahmen im Toro Babies Home zu überwachen. Iim Oktober 2015 werde ich mit einer Hospitationsgruppe für drei Wochen nach Uganda reisen und wir werden uns u. a. vier Tage bei Stefan einquartieren. Auf der Farm möchten wir (ähnlich wie Lena das seinerzeit gemacht hat) ein Kinderfest für das Babies Home ausrichten. Es gibt ein großes Trampolin, den Pool, einen Spielplatz und jede Menge Haustiere, die gestreichelt werden können.
Wir verabschiedeten uns herzlich, fuhren mit Daniel runter zur Campsite und luden unser Gepäck in den Wagen. Hinter der Farm bogen wir rechts ab, um die Abkürzung Richtung Kasese zu nehmen. Auch diese Murram Road befand sich in erstklassigem Zustand.
Kaum befanden wir uns auf der geteerten Straße Richtung Kasese öffnete der Himmel seine Schleusen (2012 war es genauso!) und es goss wie aus Kübeln.
Vor Kasese hatten wir noch eine Schreckminute zu überstehen, als sich bei einem Radfahrer die Ladung auf dem Gepäckträger löste und er direkt mit unseren Kühler kollidierte. Er hat sich aber Gott sei Dank nicht verletzt und das Fahrrad blieb auch heil.
Unterwegs sahen wir immer wieder Menschen, die schwere Lasten mit dem Rad transportierten. Am besten gefielen mir die fliegenden Händler, die ihren kompletten Laden auf den Rücken trugen.
Kein Wunder, dass Afrika die höchste Verkehrsunfalltodesrate aufweist. Auf dem Boda Boda (Motorrad) chauffierte ein junger Mann seine Frau samt neugeborenem Baby. Kein Helm, kein Kindersitz, nichts!
Am Äquator folgte wieder der Abzweig zum Kongo, der hier nur ca. 38 km entfernt ist. Für die obligatorischen Äquatorfotos stellten wir uns in den Regen. Ich hatte das Gefühl, dass wir mit dem Gewitter Richtung Queen Elizabeth Nationalpark fahren.
Nach gut einer Stunde erreichten wir auch bereits unser nächstes Ziel, die Queen Elizabeth Bush Lodge, in welcher es Jochen und mir schon 2012 ausgesprochen gut gefallen hat. Die Zufahrt war 2012 noch in einem miserablen Zustand. Dieses Jahr war sie frisch abgezogen und glatt wie ein Kinderpopo!
Kaum standen wir auf dem Parkplatz der Lodge hat wohl unserer Forumsfreund Picco aus Rache, dass er nicht mit on Tour gehen konnte, in der Schweiz den Regentanz getanzt. Wir retteten uns in die Rezeption. Nach ca. einer halben Stunde ging Picco die Puste aus und Steffi und ich konnten unserer Chalet Elephant mit Blick auf den Kazinga Channel beziehen. Unser Driver Daniel wird in Katunguru schlafen, da in der Bush Lodge alle Unterkünfte ausgebucht sind.
Zum Lunch fuhren wir in die Mweya Lodge, denn ich musste noch unseren Bootstrip für Morgen buchen und außerdem ist die Mweya Lodge einer der Vogelhotspots überhaupt. Am Gate II bei Katunguru bezahlte ich das Permit für zwei Tage á 40$ pP und für Driver und Fahrzeug 60.000 UGX.
Es gab eine neue Nationalparkkarte, die auch in meinen Besitz überging. Für Landkarten habe ich ein Faible und die Karte von 2012 hatte ich Zuhause vergessen. Via Channel Track ging´s ohne großartige Tiersichtungen zur Mweya Lodge. Daniel nahm sein Lunch beim Park Headquarter ein. Dort gibt es eine kleine, nette Kantine.
An der Rezeption der Mweya Lodge ist immer noch das gleiche herzliche Personal angestellt. Die Wiedersehensfreude war groß. Wir hatten hier 2012 zwar nicht übernachtet, denn die Lodge ist mir zu groß und das Klientel hier ist nicht meine Welt, aber mittags immer einen Lunchstopp hier eingelegt und auch unseren Bootstrip mit dem kleinen Boot der Lodge unternommen.
Mein Name war sogar noch im Computer gespeichert. Allerdings kostet uns die Tour dieses Jahr 144$, wenn sich keine Mitfahrer für 09:00 Uhr finden. Mir ist es gleich, denn die norwegische Großfamilie aus 2012 möchte ich auf keinen Fall mehr an Bord haben.
Dieses Jahr war kaum Betrieb in Lodge und Restaurant. Die Buchungslage Anfang März war wohl nicht so gut. Steffi und ich bestellten uns im Restaurant einen Avocadosalat und genießen die Aussicht und die Vogelwelt am Kazinga Channel.
Im Anschluss beschlossenen wir dem netten Katwe Village einen Besuch abzustatten. Am flachen Ufer des Lake Edward ist der Elefanten-Hotspot der Gegend. Wir fuhren also wir Richtung Main Gate und trafen dort auf Wolfgang, Thea und Siggi, die in Katwe leider kein Elefantenglück hatten (bzw. keine Geduld zum Warten). Sie verbrachten die kommende Nacht noch mit uns in der Bush Lodge und wir freuten uns schon auf das gemeinsame Dinner.
Kurz vor Katwe sahen wir schon zwei Elefantenbullen linkerhand in den Büschen. Katwe liegt außerhalb der Nationalparkgrenzen und ist völlig permitfrei über die Hauptstraße zu erreichen.
Daniel fuhr mit dem Wagen auf einer Wiese bis ans Seeufer. Während Steffi und ich zunächst linkerhand die zahlreichen Hippos und Vögel in Augenschein nahmen, begab sich Daniel zum Smalltalk zu einigen Dorfbewohnern, die es sich im Schatten einer Kandelabereuphorbie gemütlich gemacht hatten.
Ein Fischer fuhr mit seinem schmalen Mokoro gefährlich nah an eine Gruppe anlandiger Hippos heran. Hippos sind unter den Tieren in Afrika für die meisten Todesfälle bei Menschen verantwortlich. Vor allem sollte man einem Hippo an Land niemals den Rückweg ins Wasser abschneiden. Offensichtlich sind die Nilpferde hier sehr tolerant, denn der Fischer hat´s überlebt und uns spannende Momente bereitet.
Nachdem wir die hier zahlreich vorkommenden Graufischer, eine große Webervogelkolonie, verschiedene Reiherarten und die Hippos ausführlich begutachtete hatten, wendeten sich Steffi und ich den Dorfbewohnern zu. Natürlich wurde das Eis zuerst durch die Kinder gebrochen und dann hatten wir einen vergnüglichen Nachmittag zusammen. Jeder (!) wollte fotografiert werden und nach einer Stunde wurde sogar gepost wie bei Germanys Next Topmodel. Daniel wird die Papierabzüge bei einem seiner Besuche hier abgeben.
Schade, dass es Zeit war aufzubrechen, aber wir hatten noch ein Date mit den Elefanten.
Und wie sollte es anders sein, zwischen Katwe und dem Nationalpark konnten wir einige Mutterkuhherden mit jungen Elefanten beobachten, die sich hier gerne mit Wasser versorgen und am flachen Ufer ihrem Badevergnügen frönen.
Auf dem Weg in die Kasenyi Plains sah es aus, als ob einer der Vulkane in den Explosion Craters ausgebrochen sei. Vermutlich war es aber nur ein Buschbrand. Einige Büffel bildeten einen kurzen Uganda Road Block direkt vor unserem Wagen.
Es war bereits kurz vor 19:00 Uhr, Löwen hatten wir in den Plains nicht gesichtet, als wir uns auf den Rückweg zur Lodge machten und ich bereits mit Stirnlampe noch eine Outdoordusche nahm. Es war immer noch mächtig feucht-warm.
Das Dinner verbrachten wir zusammen mit den Abgesandten von Partnerschaft Gesunde Welt e.V., Wolfgang, Thea und Siggi, mit interessanten Gesprächen über die Projektplanung für das Toro Babies Home.
Schon auf dem Rückweg zum Chalet vernahmen wir die lauten Rufe der Hippos und später schon im Bett liegend stimmte eine Hyäne mit ein.