Letzte Nacht habe ich wunderbar geschlafen! Aufs Frühstück verzichte ich angesichts der Völlerei hier. Gulu hat gestern Abend Injektionen gegen Bluthochdruck im Hospital erhalten. Heute Morgen geht es ihm aber wieder besser.
Da wir nun über zwei Tourbusse verfügen, entschließen Jochen und ich uns, zusammen mit Ahmed den ganzen Tag im Nationalpark zu verbringen und Tiere zu schauen, da wir ja nun nur noch einen Tag für Lake Nakuru zur Verfügung haben. Und das ist das Minimum, um alle Bereiche zu besuchen! Die vier anderen Mitreisenden wollen in Nakuru-Stadt shoppen, das Internetcafe aufsuchen und die Stadt anschauen.
Der Lake Nakuru ist einer der Sodaseen im Rift Valley und wurde zunächst als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Berühmt ist er für eine große Flamingopopulation, die bei niedrigem Wasserstand zu tausenden hier Quartier beziehen. 1968 wurde das Areal als Nationalpark unter Schutz gestellt und ist heute 188 km² groß. Der Park ist Refugium für die bedrohte Rothschild-Giraffe, für Spitz- und Breitmaulnashörner, deren Nachzucht hier so erfolgreich ist, dass sie in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete ausgewildert werden können. Elefanten leben hier nicht.
Landschaftlich ist Lake Nakuru NP äußerst vielfältig. Waldgebiete, Fieberakazienhaine, Sumpfgebiete, Grassavannen aber auch steile Felsklippen garantieren eine hohe Artenvielfalt. Der Kandelaber-Euphorbienwald beim Lion Hill galt vor dem großen Buschbrand als größter Ostafrikas.
Da es am frühen Morgen nochmals heftig geregnet hat, war die Luft dunstig und der Himmel bedeckt. Wir wählten zunächst den Weg Richtung Makalia Falls, damit wir das Licht (von Sonne konnte man weiß Gott nicht reden!) im Rücken hatten. Schon bald sahen wir riesige Büffelherden, anschließend eine große Wasserbockherde, für die der Park ebenfalls berühmt ist.
Einen schönen Wiedehopf und einen Sekretär, der dringend einen Fön benötigte konnten wir ebenfalls fotografisch festhalten.
Je weiter wir Richtung Süden kamen, umso größer wurden die Tierherden: Zebras, Impalas, noch mehr Büffel. Und wer einmal Nashornherden sehen möchte, komme nach Nakuru! So viele kleine Baby-Rhinos!
Die Rhinos beeindrucken uns auch durch ihre doch sehr langen und spitzen Hörner.
Über eine halbe Stunde beobachten wir, wie sich ein Büffel mit zwei Hyänen anlegt und sie von der Herde, in der sich kleine Kälber befinden, verscheucht. Die beiden Hyänen sind aber sehr hartnäckig und versuchen sich immer wieder der Büffelherde zu nähern.
Wir sichten die seltenen Rothschildgiraffen, deren Population im Nakuru NP auf weit über 70 Tiere angewachsen ist. Sie stammen von 17 Tieren ab, die 1977 von Westkenia hierher umgesiedelt wurden und können nun durch erfolgreiche Nachzucht bereits wieder repatriiert werden.
Rothschildgiraffen unterscheiden sich von den anderen Giraffenarten durch ihre dunklere Färbung, den gedrungeneren Körperbau und durch die fehlende Zeichnung der Unterbeine.
Je älter Giraffen werden, umso dunkler die Färbung.
Die Makalia Falls, ganz an der Südspitze des Parks, führten tiefbraunes Wasser, bedingt durch die anhaltend hohen Niederschläge dieses Jahr. Gerade im Südteil hatten wir den Eindruck, Noah hätte hier die Arche geöffnet.
Bedingt durch einen Anruf unseres anderen Fahrers Gulu mussten wir den Game Drive leider abbrechen und auf der westlichen Straße des Sees, vorbei an den Baboon Cliffs zum Main Gate fahren. Gulu hatte wohl sein Eintrittsticket in Ahmeds Wagen vergessen und man hielt ihn zusammen mit unseren anderen Mitreisen am Main Gate fest. Am Morgen waren beide Fahrer am Lanet Gate eingefahren, da dies am nächsten zur Lion Hill Lodge liegt. So kannte man Gulu am Main Gate nicht.
Da wir durch einen Kenya-Road-Block aufgehalten wurden, der den Verkehr vor allem in der Gegenrichtung staute, benötigten über eine Stunde für den Rückweg zum Main Gate!
Eine Rhinofamilie wollte dringend die Straße überqueren und hatte Schwierigkeiten, die wohl etwas zu steile Böschung zu erklimmen.
Das Spektakel kostete uns weitere 10 Minuten Zeit, die wir aber gerne investierten.
Man gut, dass vor uns noch ein anderer Wagen stand, den das nervöse Rhino zuerst gerammt hätte.
Weiter ging die Fahrt am Seeufer vorbei, das von vielen Wasservögeln gesäumt war: Pelikane, Zwergflamingos, Marabus, Löffler, Kormorane und sämtliche Reiherarten.
Ich nahm Ahmed das Versprechen ab, dass wir die Tour hier auf jeden Fall fortsetzen!
Gegen 12:30 Uhr trafen wir auf eine wütende und geladene Restreisetruppe am Main Gate, die durch die Schuld des Drivers Gulu über eine Stunde Zeit mit Warten am Eingang verbracht hatte. Jochen und ich waren auch nicht gerade glücklich unseren Game Drive mitten drin abbrechen zu müssen!
Warum ist keiner auf die Idee gekommen beim Lanet Gate einzufahren, bzw. die Gebühr für Gulu noch einmal zu entrichten? Wäre sicherlich die stressfreiere Lösung für alle gewesen!
Letztendlich sind nun alle gemeinsam zur Lion Hill Lodge aufgebrochen, da sie in der Nähe liegt und wir dann unserer inkludiertes Lunch einnehmen können.
Eine riesige Pavianherde spielte Komparsen für „Invasion der Affen", oder war das „Planet der Affen"?
Den Regisseur gab ein Colobusaffe in der oberen Etage!
Um 14:30 Uhr setzten wir unseren Game Drive mit zwei Wagen nun beginnend am südlichen Seeufer fort. Für den ganzen Park war einfach keine Zeit mehr.
Ein Wasserbock-Junges, Thomson Gazellen, Hippos und ein Schakal konnten digitalisiert werden.
Überall begegneten uns haufenweise „Ameisen" (japanische und chinesische Reisengruppen) mit Mundschutz.
Rhinos, die einen Wellnesstag am Pool eingelegten, konnten wir auch beobachten. Auf der anderen Seite des Weges stand eine große Büffelherde.
Auf den Baboon Cliffs hatten wir unseren Spaß, als einer Japanerin von einem Pavian der Rucksack geklaut wurde und er damit über den Zaun auf die Steilklippen verschwand. Der Inhalt des Rucksacks wurde einer gründlichen Musterung unterzogen! Ein anwesender Ranger erbarmte sich und konnte das japanische Gepäckstück samt einiger Utensilien zurück erobern.
Vom Baboon Cliff hat man einen sensationellen Blick über den Lake Nakuru. Noch schöner muss er aber sein, wenn die Sonne scheint!
Dieser Park ist einfach grandios und ein absolutes must-do in Kenia! Wir waren nur einen Tag im Park (mit Unterbrechungen) und was haben wir nicht alles gesehen. Noch viel schöner muss alles bei Sonnenschein sein. Deshalb unbedingt mehrere Tage einplanen, damit man wettertechnisch flexibel ist.
Zurück in der Lion Hill Lodge konnten wir heute (ohne Dusche von oben) der sehr touristischen Tanzaufführung der Kikuyus auf der Terrasse folgen.