163 km
Gegen 01:00 Uhr nachts wachte ich auf, da mein Gatte das Bad aufsuchen musste. Danach war die Nacht für mich drei Stunden kürzer! Neben dem Gekreische der Klippschliefer, dem nahen Löwengebrüll, der Grizzlybären in der Nachbarschaft, des Grizzlys neben mir, machte das Husten des Mzungu-Hospitals (incl. meines eigenen) ein Wiedereinschlafen unmöglich. So habe ich mir dann ein Buch vorgenommen. Gegen 04.00 Uhr muss ich dann endlich wieder eingeschlummert sein. So schön kann Urlaub sein!
Nach dem Frühstück packten wir den Wagen. Dem armen Gulu ging´s immer noch nicht besser. Der versprochene Arzt hat ihn nicht aufgesucht, aber Gulu wollte uns auch nicht fahren lassen. Er hätte sich gut auch mal chauffieren lassen können.
Fazit: Diese sehr hochpreise Lodge fällt bei Jochen und mir durch, da die Zelte viel zu eng beieinander stehen und hier zu viele Gäste untergebracht werden. Dem Restaurantzelt fehlt es an Großzügigkeit. Service und Freundlichkeit des Personals waren jedoch vorbildlich. Gäste, die hier länger buchen, erhalten sicherlich auch ein Chalet mit Blick auf das wirklich sehr große beleuchtete Wasserloch.
Schade, dass es in Ol Pejeta keine Mittelklasseunterkünfte gibt.
Über Nanyuki geht die Fahrt Richtung Naro Moru. Dort biegen wir rechts ab auf eine 19 km lange Erdpiste, die diagonal durch die Solio Ranch führt. Die Ranch ist ein 25.000 ha großes privates Wildschutzgebiet, das sich ebenfalls dem Schutz der Rhinos verschrieben hat.
Auf Höhe des Solio Airstrips erreichen wir endlich die geteerte B5, die uns durch die nördlichen Ausläufer der Aberdares führen wird. Die Fahrt geht durch eine grandiose, grüne Landschaft, die stellenweise an Schleswig Holstein erinnert. Überall sind gut genährte Kühe zu sehen. Wir überqueren mal wieder den Äquator von Süd nach Nord.
Linkerhand geht´s zum Rhino Gate des Aberdares Nationalparks, rechterhand hat die KWS einen Rangerposten.
Gegen Mittag erreichen wir die Thomson´s Falls in Nyahururu. Um einen direkten Blick auf die Fälle zu haben, muss man 200 KSh berappen und dann wird man penetrant von Kikuyu-Kriegern in trad. Stammeskleidung belästigt, die Fotos gegen Geld anbieten. Viele Kikuyu-Frauen wollen mir Tourigedöns, Getränke und kleine Snacks verkaufen. Da wird es mir langsam zu eng. Ein paar Fotos von den 72 Meter hohen Thomson´s Falls, die vom Ewaso Ngiro gespeist werden müssen reichen. Dann setzten wir uns gemütlich zu Gulu in den Garten der Thomson´s Falls Lodge und trinken Kaffee/Tee und gönnen uns ein Sandwich. Wenn man im Ramadan krank wird, darf man eine Pause vom Fasten machen.
Wir freuen uns derweil auf den zweiten Tourbus, den wir im Mai noch kurzfristig ab Nakuru dazu gebucht haben. Der neue Driver Ahmed ist mit dem Minibus bereits am Main Gate des Nakuru Nationalparks
eingetroffen und wartet dort auf uns.
Martine und Jürgen beschließen, dass sie auf jeden Fall weiter mit Gulu fahren werden. Nun gut, hakuna matata (kein Problem) bzw. safari njema (gute Reise)!
Weiter ging es durch das quirlige Nyahururu auf der Teerstraße Richtung Nakuru.
Kurz vor dem kleinen Städtchen Subukia erreichten wir einen View Point auf 2550 m Höhe, der einen großartigen Blick in das Great Rift Valley eröffnete.
Hey, ich stehe am Großen Grabenbruch! Mein großer Traum ist es, alle Länder zu bereisen, die am Rift Valley liegen!
Hinter Subukia kreuzten wir mal wieder den Äquator. Diesmal von Nord nach Süd.
Die Landschaft finde ich wunderschön und kann mich gar nicht an ihr satt sehen.
Kurz vor Nakuru kann man rechts den Mengenai Krater liegen sehen. Hier soll demnächst ein weiteres Geothermal Kraftwerk gebaut werden.
Nakuru, die viertgrößte Stadt Kenias liegt auf 1860 m Höhe und ist eine entsprechend geschäftige Stadt mit schon größerem Verkehrsaufkommen. Die Straßen sind auch hier gesäumt von bunten Dukas, Gemüseverkäufern und vielen Straßenhändlern.
Gleich hinter Nakuru-Stadt geht´s zum Main Gate des Nakuru Nationalpark.
Gulu schlug vor, zunächst mit dem Gepäck zum Guesthouse des Kenya Wildlife Clubs zu fahren und uns dort anzuschauen, welche Dinge wir anschließend in Nakuru einkaufen müssen, denn wir sind hier drei Tage Selbstversorger. Ahmed wurde herzlich von uns begrüßt. Er sieht aus wie ein großer, gemütlicher Buddha.
Da es Gulu gesundheitlich sehr schlecht ging, fuhr er mit Ahmeds leerem Wagen ins Krankenhaus nach Nakuru. Am Main Gate gab es nun über eine Stunde Diskussionen mit den Mitarbeitern von KWS (Kenya Wildlife Service), da es nicht möglich sein soll, den Park nach Verlassen wieder zu betreten, obwohl man doch ein 24-Stunden-Ticket erworben hat. Jochen hat die Dinge dann in die Hand genommen und geregelt!
Schon als das Guesthouse des KWS in Sicht kam, schwante mir Böses! Vor dem Haus standen zwei andere Minibusse und im Garten war ein riesiges Zelt aufgebaut. Daneben lagen einige Matratzen zum Trocknen in der Sonne. Wir hatten doch das ganze Guesthouse für uns exklusiv gebucht! Die anderen besichtigten das Haus, während ich frustriert auf den Wagen mit unseren Klamotten bewachte. Da Guesthouse war eine Katastrophe: total verdreckt, die Küche versifft und mit Schimmel an den Wänden! Überall im Haus stand dreckiges Geschirr und die Matratzen hatten „Beine". Zu allem Überfluss hätten nur drei Zimmer zur Verfügung gestanden, wir benötigen jedoch vier. Und mit anderen Menschen, die ein Haus so zurichten, werden wir nicht unter einem Dach zubringen.
Wir haben nicht lange diskutiert und im Reiseführer nach Alternativen in der Nähe gesucht. Da alle angegebenen Telefonnummern im Reise Know How nicht erreichbar waren (meist Service-Nummern in Nairobi und es war Sonntag), fuhren wir einfach zur nächst gelegenen Lion Hill Lodge. Unser neuer Driver Ahmed machte auch keine Alternativvorschläge. Dort konnte man uns die gewünschte Zimmerzahl für zwei Nächte zur Verfügung stellen. Die Rates betrugen 385 US$ single und 515 US$ double/Nacht! Eigentlich hätte Ahmed hier die Verhandlungen führen müssen, damit wir wenigsten die Resident-Tarife erhalten bzw. die Abrechnung über S. Safaris läuft, die uns dann ein Voucher zu ermäßigten Preisen hätten faxen können.
Wir überlegten nicht lange und griffen zu, waren wir doch froh ein Bett für die Nacht gefunden zu haben und uns heute an den gedeckten Tisch setzen zu können. Wo wir die dritte Nacht verbringen, wird sich finden!
Die Doppelbungalows liegen – wie der Name schon sagt – oben am Hang des Lion Hill. Auch diese Bungalows mit eigener Veranda stehen zu eng beieinander! Die Zimmer sind klein und standardmäßig eingerichtet. Das Bad hat eine Renovierung dringend nötig. Der hohe Preis ist definitiv nicht gerechtfertigt.
Auch hier ereilte uns kurz nach Bezug der Zimmer ein heftiges Tropengewitter und es schüttete wie aus Gießkannen. Aber die Gegend um Nakuru ist ja bekannt für ihre nachmittäglichen Duschen.
Wegen des Gewitters wurde die abendliche Tanz- und Gesangseinlage der Kikuyus in einen Konferenzsaal verlegt. Schön, so konnten wir es uns in der Bar gemütlich machen, die Lage diskutieren und wie wir mit unserem Reiseveranstalter bzw. S. Safaris kommunizieren sollen.
Wir beschlossen, die dritte Nacht Nakuru zu streichen und zu versuchen schon einen Tag eher in das Ashnil Camp/Masai Mara zu wechseln. Das war dann der Auftrag an unser Tourunterernehmen S. Safaris
bis morgen früh. Außerdem sollten sie für uns mit der Sarova Lion Hill Lodge niedrige Preise aushandeln. Leute, ich kann Euch sagen, dieser Zirkus hat mich echt angenervt! Jochen und ich hatten uns
so sehr auf Lagerfeuer und Braai gefreut!
Ahemd wird die Nacht in Nakuru-Town verbringen, Gulu im Krankenhaus oder bei seiner zweiten Tochter, die in Nakuru lebt.
Das anschließende Dinnerbuffet war dann wenigstens das Beste, was wir bisher auf der Tour hatten. Ein wenig Glück muss man dann ja auch mal haben dürfen.