Das schmackhafte Lunch nahmen wir in der Ndutu Lodge ein. Fahrer-Guides haben hier ihren separaten Essbereich in einem anderen Gebäude direkt neben dem Parkplatz. Steffi, Andi, Axel und Jochen begaben sich gegen 14:30 Uhr wieder mit beiden Wagen auf Game-Drive. Ich wollte die Vogelwelt der Ndutu Lodge näher unter die Lupe nehmen. Außerdem besichtigte ich unseren für heute zugewiesenen Back Room, die Notlösung für die zweite Nacht. Diese Räume liegen in der zweiten Reihe und dienen normalerweise den Fahrern als Unterkunft. Die Reduktion für die Back Rooms betrug ca. 25%. Naja, umwerfend waren weder Lage noch Einrichtung, aber es war sauber und wir waren dankbar, dass wir überhaupt noch einen weiteren Tag in dieser fantastischen Gegend verbringen konnten. Die Landschaft um das Ndututal ist sehr abwechslungsreich und nicht so topfeben wie um das Naabi Gate. Ausladende Fieberakazien, kleine Hügel, Seen und Wälder wechseln sich mit einer nun blumigen Buschsavanne ab. Das sodahaltige Wasser der beiden knietiefen Seen Ndutu und Masek ist für viele Tiere der Südserengeti eine wichtige Trinkwasserquelle. Den hier lebenden Masai ist es lediglich erlaubt ihr Vieh an den Lake Masek zur Tränke zu treiben, denn der Lake Ndutu gehört gänzlich zum Serengeti Nationalpark. Auch wir mussten während der Game Drive sehr aufpassen, dass wir nicht versehentlich auf Serengetigebiet fahren, denn die Ranger des Nationalparks kennen laut Auskunft Sikoyos keinen Spaß und es drohen empfindliche Strafen bei unerlaubten Übertritt.
Gegen Ende der Trockenzeit, wenn alles Wasser verdunstet ist, können beide Seen einer weißen Salzpfanne gleichen. Für die Erkundung rund um den Lake Masek hat es dieses Jahr leider nicht gereicht.
Meine ganze Aufmerksamkeit galt den handwerklich sehr geschickten Maskenwebern. Wie flink sie die kompliziertesten Knoten knüpfen und daraus ein behagliches Heim für den Nachwuchs bauen! Vor allem die Männchen versuchen mit ihrer Baukunst die schlicht gefärbten Weibchen zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Gefällt den Ladies das Heim nicht, so wird oftmals ein neues kunstvolles Hängenest mit langen, biegsamen Gräsern und Halmen vom Männchen in Angriff genommen.
Der Himmel war auch am Nachmittag immer noch recht bedeckt. Die großen Gnuherden verteilten sich auf den saftig grünen Wiesen. Im Vergleich zur eindrucksvollen Migration in der Masai Mara können wir berichten, dass die Tiere hier nicht so konzentriert und eng gedrängt, wie in den kleinen Tälern der Mara stehen. Es gibt in Ngorongoro CA und Serengeti einfach viel mehr Platz vermute ich.
Zur Kaffeezeit unterhielt ich mich noch ein wenig mit der schwedischen Lodge-Managerin Ann Marie Widmark. Als schönste Jahreszeit auf Ndutu empfindet sie den April. Die Lodge ist relativ leer, Ndutu präsentiert sich in voller Blütenpracht und weist spektakuläre Wolkenformationen am Himmel auf. Abgesehen davon sind die Übernachtungspreise stark reduziert. Eine Touristengruppe, die heute Morgen sehr früh aufbrechen musste, um an den Ballonfahrten in der Seroneragegend teilzunehmen, hat sich prompt auch festgefahren und hat die Fahrten abschreiben können. Auch in der Ndutu-Region wollten die Ballooning Companies Fahrten anbieten, doch die Ndutu Lodge, die sich zum großen Teil auch allein um die Instandhaltung des Wegenetzes aus eigenen Mitteln kümmert, hat einen Überflug ihres Gebietes verweigert, da das Ballooning die Tiere doch in erheblichen Maße verstört. Somit sind Ballonfahrten nach wie vor nur um Seronera/Serengeti möglich. Eine andere Gruppe, die die Ndutu Lodge nur als Stippvisite zur Lunchtime besuchte, konnte ihre weit entfernte Unterkunft auch nicht mehr erreichen.
Wir sprachen auch noch einmal über die diesjährigen Wetterkapriolen in der Ndutu-Gegend. Zwei Wochen vor unserer Anreise hat es so heftig gegossen, dass sich sämtliche Zufahrtswege in bis zu 100 Meter breite, reißende Flüsse verwandelten. Mehrere Touristenfahrzeuge schwammen auf, Gäste und Fahrer retteten sich auf die Dächer ihrer schaukelnden Fahrzeuge und mussten die Nacht bei strömenden Regen im Freien verbringen. Da wie schon erwähnt in den meisten Ecken kein Handyempfang möglich ist, im Vergleich zu den Tour-Fahrzeugen der Masai Mara nur wenige Wagen mit Funk ausgerüstet sind, konnten die Fahrzeuge in der Nacht nicht von ausgesandten Suchtrupps lokalisiert werden. Und ein Sat-Phone hat der gemeine Tourist ja nun auch selten dabei. Die großen mobilen Zeltcamps am Uferbereich des Lake Ndutu mussten für mehrere Tage komplett evakuiert werden, bis das ganze Regenwasser in den See abgeflossen ist. Und aktuell hat es wieder einige Fahrzeuge getroffen, die mit Mann und Maus die Nacht im festgefahrenen Fahrzeug verbringen mussten.
So waren am heutigen Tag 16 unerwartete Gäste zusätzlich in der bereits komplett ausgebuchten Lodge unterzubringen, bzw. ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Ann Marie vollbrachte eine logistische Meisterleistung, indem sie ihre eigenen Räume, die der Co-Managerin und einiger anderer Angestellter frei gab. Auch Steffi, Andi und Axel teilten sich einen großen Back Room und rückten zusammen. Hierfür versprach Ann Marie eine weitere Reduktion.
Für alle Unbill des Tages entschädigten uns am Abend faszinierende Lichtspiele am Himmel. Bevor Jochen und ich ins Bett fallen konnten, durften wir noch eine ca. 8 cm große Spinne auf der Veranda unseres Back Rooms besichtigen. Sie war dort als Security abgestellt und wurde nach Rückkehr als Afrikanische Vogelspinne (Pterinochilus chordatus) identifiziert.