Eigentlich wollten wir diesen Morgen auf der Lake-Naivasha-Ringstraße in den Nordwesten des Sees fahren und den Mt. Eburu besuchen. Vom 10-Views-Summit soll man einen der schönsten Blicke Kenias haben.
Da es aber das Wetter diesen Morgen besonders gut mit uns meinte, haben wir uns aus fototechnischen Gründen zunächst für einen Besuch des Crescant Island Sanctuary entschieden.
Die Fahrt geht vorbei an den riesigen Blumenplantagen von Karuturi nach Naivasha, denn zuvor müssen wir noch den Geldautomaten anzapfen. Ein Masai-Taxi gibt wie immer ein dankbares Fotomotiv ab.
Natürlich funktioniert es bei der Barclays Bank mit verschieden Karten mal wieder nicht. Also habe ich mein Nüvi befragt und das hat uns dann in Naivasha zu meiner Lieblingsbank in Afrika geführt, der Stanbic Bank. Hier konnte ich – wie immer mit meiner EC-Karte – 2 x 10.000 KSh abheben. Dank Nüvi haben wir auch nicht viel Zeit fürs Suchen in Naivasha verplempert!
Gegen 10:15 Uhr erreichten wir die Einfahrt zum Crescent Island Sanctuary, einem kleinen privaten Naturschutzgebiet. Das sichelförmige Crescent Island, das bei niedrigem Wasserstand auch per PKW über einen Damm erreicht werden kann, ist eigentlich der Rand eines im Wasser versunkenen Vulkankraters. Von fast allen großen Lodges gibt es einen Fährbetrieb per Boot.
Der Eintritt beträgt pP 25 US$, die aber wirklich gut angelegt sind. Man kommt auf Tuchfühlung mit den Tieren. Die weiße Besitzerin Linda, die hier seit 35 Jahren lebt, konnte sich bisher erfolgreich einem Verkauf ihres Grundstückes an Hotelketten widersetzen! Einnahmen erzielt sie lediglich aus dem Tourismusabgaben und einer kleinen Viehzucht. Man kann die Halbinsel gut zu Fuß erkunden. Einzig sollte man sich vor den Büffeln und anlandigen Hippos in Acht nehmen. Sachkundige Guides stehen auch zur Verfügung. Am Wohnhaus findet gerade eine Hausschlachtung statt.
Nach einem ausführlichen Schwätzchen mit der Besitzerin, wurden wir vom Torwächter Joseph Richtung Island geführt. Dort sollten wir uns einer anderen Gruppe mit Guide anschließen. Er warnte uns noch vor den Büffeln, die gerade am Ende des kleinen privaten Airfields Siesta halten.
So stapften Jochen und ich los in dieses kleine Paradies. Unter hohen Fieberakazien tummelt sich das Wild. Über offene Grasflächen staksen die Giraffen. Hier muss die Arche Noah gestrandet
sein!
Wir wandeln durch Impalaherden, sehen sitzende Giraffen, kommen mit Zebras, Gnus und Wasserböcken auf Tuchfühlung.
In der Nähe des Seeufers gesellen wir uns zum Bird-Watcher-Guide Josphat, der mit einer Gruppe Touristen unterwegs ist und noch mal eben schnell zum Bootsanleger läuft, um eine weitere belgische Touristengruppe in Empfang zu nehmen, die dann gemeinsam mit uns auf Erkundungstour geht.
Mit dem Guide der belgischen Gruppe habe ich mich einige Minuten nett über gute Vogelbeobachtungsplätze am See unterhalten. Er empfahl das Gebiet um die Sopa-Lodge. Irgendwie kam Jochen dieser „Robert Redford" sehr bekannt vor. Nach ca. 10 Minuten stieß Jochen mich an. Ich reagierte nicht. Also sprach Jochen den Guide direkt mit Namen an. Und tatsächlich - das war doch unser Anton!
Anton, der Tourguide aus Pretoria/Südafrika, dem wir letztes Jahr im Makgadikgadi NP/Botswana Starthilfe gegeben haben! Mein Gott, Afrika ist wirklich ein Dorf! Wir fielen uns in die Arme. Anton hat Jochen natürlich schon viel eher an seinem Hut erkannt und austestet, wie lange wir benötigen, bis auch bei uns der „Groschen fällt". Mit Antons Freundin Annette aus Hamburg, sind wir immer noch regelmäßig telefonisch in Kontakt. Natürlich hatte sie mir erzählt, dass Anton auch im Juli/August in Kenia sein wird, aber dass wir uns in diesem engen Zeitfenster (einer Stunde) im großen Kenia direkt über den Weg laufen... Das sind die unsichtbaren Strippen, die der liebe Gott so zieht! Auf dem großen Kontinent Afrika laufen einem ständig die gleichen Menschen über den Weg!
Nachdem Anton seiner Reisegruppe unsere gemeinsame Geschichte erzählt hatte, verbrachten wir noch gut eine Stunde zusammen. Dann musste er mit seinen Belgiern wieder weiter.
Wir aber sind uns sicher: Den Anton haben wir in Afrika nicht zum letzten Mal gesehen!
Nachdem nun alle Touristen - außer uns - das Island verließen (Lunchtime!), hatten wir den Bird-Watcher-Guide Josphat ganz für uns allein. So konnte er gezielt auf unsere Wünsche eingehen und uns die Vogelwelt des Inselchens näher gbringen.
Noch nirgends habe ich mehr Hammerköpfe wie hier gesehen. Seidenreiher, Kingfisher, Pelikane, Fischadler, Kuckuckvögel und Spechte sind gut zu beobachten. Ich musste jeden Vogel ausführlich fotografieren und Josphat wollte die Ergebnisse auch sofort live begutachten. Oh Freude, Josphat ist auch vom Stamm der Samburu und so hatten wir rasch ein weiteres interessantes Gesprächsthema, als wir plötzlich keine 10 Meter vor einem anlandigen Hippo standen, welches zwischen den Büschen graste. Gut dass Josphat uns darauf aufmerksam gemacht hat.
Das war mal wieder ein toller, ereignisreicher Vormittag und jeder Cent der 25 US$ waren gut angelegt. Auf dem Weg zu unserem Wagen konnten wir noch dem Familienleben einiger Grünmeerkatzen zuschauen.
Letztendlich waren wir nur ca. 3,5 Stunden hier und haben lange nicht alle Bereiche des Islands erforscht. Da auf dem Island keine Getränke und Verpflegung angeboten werden, sollte man sich ein entsprechende Luchpaket oder einen Picknickkorb mitbringen.
Folgende Tiere sind hier u.a. heimisch: Giraffen, verschiedene Antilopenarten, wunderschöne Wasserböcke, Büffel, Zebras, Hyänen, Gnus, Hippos, Felsenpythons, Meerkatzen und viele Vogelarten. Man kann die Insel wunderbar zu Fuß erwandern. Es gibt große, offene Grasflächen, schattige Wäldchen und den teilweise mit Papyrus bewachsenen Ufergürtel.
Auf der Farm vor der Insel kann man Reitpferde ausleihen und durch die dortigen Antilopenherden reiten. Die Fülle an Tieren ist nicht nur auf das Island beschränkt. Da hier ja große Raubkatzen fehlen und die Hyänen eigentlich am gedeckten Tisch sitzen, habe ich mich erkundigt, was man mit den Tierüberschüssen macht. Nichts! Die Tiere können frei abwandern. So sahen wir auf verschiedenen privaten Ufergrundstücken Giraffen und Antilopen. Unser Driver-Guide Ahmed meinte nämlich, dass sie die Tiere in den Hell´s Gate NP bringen. Nö, braucht man hier nicht. Die können zu Fuß dort hingehen.
Wir mussten leider gegen 13:15 Uhr zum Fisherman´s Camp starten, da wir gemeinsam mit Annick am Nachmittag noch einmal das Elsamere Conservation Center aufsuchen wollten, um unseren gestern aus Zeitmangel verpassten Naturlehrpfad in Angriff zu nehmen.
Während eines kurzen Lunchs im Fisherman´s Camp berichtete uns Annick von ihrem bei Joseph Rutuno (Kichaka Connections) gebuchten Ausritt am Vormittag, der ein Reinfall war, ging es doch über Straßen
und in steiles Gelände, so dass sich das arme Pferd auch noch verletzte. Unser Driver-Guide Ahmed hatte zwar über Nacht eine schöne Ausrittmöglichkeit für Annick auf Crescent Island
ausgekundschaftet, aber leider war Annick am Morgen schon unterwegs mit Joseph.
Der Nature Walk im unfenced Elsamere Conccervation Center war bedingt durch den gut geschulten Naturführer sehr informativ und interessant. Der Guide hat uns viel über die Ziele und Unterrichtsmethoden von Elsamere erzählt und wie man hofft, durch gezielte Aufklärung ein Umdenken der Bevölkerung in Richtung Umweltschutz zu erreichen. M. E. könnte man auf Elsamere auch gleich damit anfangen. Vor allem bei den Wohnungen der Angestellten liegt jede Menge Müll- vor allem Plastiktüten - im Garten rum. Ansonsten dient das Research Center Studenten und Schulklassen als Informationsquelle.
Hier das Wasserloch von Penny, dem Leoparden, den Joy Adamson hier aufgezogen hat. Die Geschichte dazu wird im Buch Die Leopardin Penny beschrieben.
Einige Büffel haben hier ihr Zuhause, ab und zu schauen auch Giraffen vorbei. Die Vogelwelt ist sehr vielfältig. Man muss sich nur einmal mit Zeit und Ruhe umschauen, um sie zu entdecken.
Der Afternoon-Tea mit den super leckeren, selbstgebackenen Kuchen, Petits Fours und Tarts, sowie ein schöner Plausch im herrlichen Garten rundeten unseren Besuch dort ab.
Unser anschließendes Dinner im Fisherman´s Camp war wieder sehr empfehlenswert. Mit vollen Bäuchen ging ein wunderbarer Tag zu Ende