Heute Morgen ist wieder um 07:00 Uhr Abfahrt und da die anderen vier noch kein Crossing gesehen haben, wollten wir ihnen dieses Spektakel zeigen. Gulu hat wohl gestern nicht die richtige Strecke gefunden. Kurz hinter dem Galeriewäldchen des Ashnil Camps war die ganze Ebene schwarz übersäht mir Gnus. Es ist schon erstaunlich, welche Strecken die Tiere fressend (!) in 24 Stunden zurücklegen. Es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis sie am Talek River angekommen sein werden. Für Verhaltensforscher muss das hier das Paradies sein!
Mit unserem 2x4 Tourbus mussten wir wieder die Route Richtung Roan Hill nehmen, vorbei an den landenden Ballons. In einem konnten wir 16 (!) Mitfahrer zählen. Das Champagnerfrühstück nehmen dann die Insassen aller 12 bis 15 Ballons gemeinsam ein. Oktoberfest-Stimmung! Da stelle ich mir einen Flug in einem Microflight nur zu zweit über den Tierherden viel aufregender vor.
Kurz vor dem Crossing Point Police Point (bzw. Sausage Tree Crossing) sehen wir mehrere Tierkadaver, an denen sich teilweise auch die Aasfresser gütlich taten. In einiger Entfernung vom Wagen konnten wir auch unser Löwenrudel vom 5-Star-Resort entdecken. Eine Herde Elands stürmte vor unserem Tourbus davon, direkt auf die Löwen zu, die es sich vor der Tageshitze geschützt, bereits unter einem Busch gemütlich gemacht haben. Beide Tierarten nehmen jedoch keinerlei Notiz von einander. Die Löwen scheinen gut gefrühstückt zu haben!
Am Sand River angekommen durften wir wieder ein sensationelles Crossing beobachten. Auf tansanischer Seite warten immer noch unvorstellbare Mengen Gnus begleitet von kreisenden Geiern und Marabus. Hier kann man sicher auch noch in den nächsten Tagen interessante Dinge erleben!
Anschließend ging´s auf der E176 die ca. 4 km bis zur Mara South Bridge. Ein kurzer Fotostopp am Grenzstein im Niemandsland war heute möglich. Linkerhand beginnt in 21 km Tansania, rechterhand in
2 km Kenia (?!). Alles dazwischen ist Niemandsland und könnte von mir besetzt werden...
Mit Coffee Shop und gut gewartetem Toilettenhäuschen ließe sich hier noch der ein oder andere Keniashilling verdienen, denke ich!
An der South Bridge erwartete uns schon Ranger Simon, der Jochen sofort erkannte und ihn herzlich umarmte! Ich beschloss lieber ein Schwätzchen mit den Rangern zu halten und nicht mit an den Mara zu gehen. Der Walk war relativ kurz, nur einige hundert Meter, da sich ein anlandiges Hippo im Busch versteckte. "Zu gefährlich!", meinte Simon! Gerd, Annick und Jochen konnten dann wenigstens noch einige Krokodile und einen Gnukadaver im Mara entdecken.
Der Hippo-Walk kostete lediglich ein kleines Trinkgeld von ca. 200 KSh.
Anfrage an Prof. C. Picco:
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. C. Picco,
für dieses Tier benötige ich auch noch eine Bestimmung, denn ein Bestia Culcitra aerues kann es m. E. nicht sein, da es behaart ist!
Antwort Prof. C. Picco:
Grüäzi wohl Frau Marina Butterblume
Ja, eine Bestia Culcitra aerues ist es definitiv nicht, da zu behaart.
Aber Sie lagen schon sehr nahe drann, es handelt sich auch um ein wasserbewohnendes Tier, es müsste sich hier um einen Hippie-Fisch (Piscis Hippicus) haldeln, jedoch nach Besuch des
Coiffeur-Fisches (Piscis Tonstrinus)...darum die kurzen Haare, die normalerweise lang und lustig im Wasser wässern.
Zum Hippie-Fisch ist nur wenig bekannt, am ehesten noch dass er Gras liebt und dass seine Augen immer halb geschlossen sind.
Er bewegt sich langsam ,friedlich und er macht Geräusche, die etwa wie ein langgezogenes 'Piiiiiis' tönen.
Bei der Erzeugung dieses Tones hebt er eine Flosse und spreizt sie zu einem 'V', weshalb auch immer...
Da hatten sie sehr viel Glück, Hippie-Fische sind selten geworden und meist schon recht alt...also kaum mehr zu sehen.
Ohne weiteres Permit sind wir dann auf der Conservancy-Seite Richtung Mara Serena Lodge weiter gefahren, wo wir um 12:30 Uhr für ein kleines Forumstreffen mit Birgitt (Bilo), Joachim und Eto verabredet waren. Schon von Deutschland aus habe ich hier einen Tisch für neun Personen reservieren lassen. Birgitt und Joachim haben uns sehr bei der Reiseplanung unterstützt. Ich habe ihnen bereits anderthalb Jahre vor der Tour Löcher in den Bauch fragen können und im April waren sie so lieb und haben sich mit uns allen in Köln nochmal zur Fragestunde getroffen. Die Beiden haben uns mit tollen, detaillierten Karten zur Mara versorgt. Ganz lieben Dank, dafür!!!
Unterwegs ließ sich noch ein männlicher Gepard ablichten. Am bekannten Crossing Punkt nördlich der South Bridge hatte gestern Abend/Nacht eine kleine Herde Gnus den Mara überquert. An beiden Seiten des Ufers haben sich unzählige Safarifahrzeuge postiert. Das Schild, das man den Wagen nicht verlassen darf, scheint wohl nur einseitig beschriftet zu sein...Oder, stelle ein Verbotsschild auf und die Leute tun genau das, was verboten ist! Wie in der Kindererziehung. Verbotene Dinge sind besonders attraktiv.
Ich habe immer noch den subjektiven Eindruck, dass die Gnus den Mara nicht crossen werden! Dafür war der Druck auf der Narok County Seite noch nicht hoch genug. Die Buschfeuer lodern immer noch, aber nicht mehr so stark, wie in den letzten Tagen. Überall ist verbrannte Savanne zu sehen. In der Nähe der Serena Lodge nahm die Wildlife-Konzentration wieder zu.
Sie verfügt auch über ein Haustopi und knutschende Giraffen standen auch dekorativ in der Gegend.
Die Funkmasten der Serena Lodge sehen aus, wie die angekündigten künstlichen Weihnachtsbäume und die Lodge selbst erinnert mich von Ferne an Prora. Wer jemals auf Usedom war, weiß, was ich meine. Die Beton-Architektur der Lodge ist ganz sicher nicht mein Fall. Aber die Lage in direkter Nähe zum Mara und zu den Crossings Points ist sensationell. Leider nicht der Panoramablick von der Lodge, denn dazu ist es mal wieder zu trüb!
An der Auffahrt zur Lodge begegnen wir schon Birgitt und Co., die mit ihrem Landrover noch einen kleinen Abstecher zur Serena Campsite unternehmen, um die örtlichen Gegebenheiten zu inspizieren. 10 Minuten später fielen wir uns auf der Terrasse der Lodge in die Arme. War das eine Freude!!! Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass mir eine Zentnerlast von den Schultern fiel. Mein Reisepsychologe stand live vor mir!
Das Lunchbuffet in der Serena Lodge war der Hit! Vor allem die tollen Desserts... Die 20 US$ pro Person sind eine gute und empfehlenswerte Investition. Nichtsdestotrotz war die Stimmung am Tisch im Keller und sofort nach dem Lunch gegen 14:00 Uhr, wollten meine Begleiter wieder aufbrechen Richtung Ashnil Camp! Darüber habe ich mich so geärgert, dass Jochen und ich kurzerhand aus unserem Bus gesprungen und in Bilos Landy umgestiegen sind (Plan B).
...und es hatte sich gelohnt! Wir hatten einen der schönsten Nachmittage auf unserer Tour! Joachim hat den Landrover unterhalb der Serena Lodge an den kleinen Picnic Spot direkt an den Mara River gelenkt. Ein wunderbarer Platz mit Flussblick, der garniert wurde mit einer anlandigen Hippofamilie, mit einer Elefantenherde ganz in der Nähe des Wagens, mit einem stillenden Babyelefanten und mit Cokes Hartebeests. Hey, wir sind gerade im Paradies gelandet!
Ruckzuck haben Bilo und Joachim die Campingstühle, Tisch und Geschirr ausgepackt. Es gibt heißen Cappuccino am Mara River! Mit uns sitzt außerdem Glenfiddich (18 Jahre!) am Tisch. Was habe ich dieses Ambiente vermisst!
Wie schon erwähnt musste Bilo als Reisepsychologe herhalten und wir haben gequatscht, gequatscht, gequatscht.
An diesem Picnic Spot lässt sich mühelos ein ganzer Tag verbringen! Wir kommen auf jeden Fall wieder hier her!
So gegen 16:00 Uhr haben wir zusammengepackt. Dunkle Gewitterwolken färbten die Landschaft in ein eigenartiges Licht. Bilo und ich unterhielten uns während der Fahrt weiter, stehend im Wagen und die Köpfe aus dem Dach, damit uns ja keiner von den Männer belauschen kann!
An der South Brigde war Ranger Simon bass erstaunt, Jochen im „falschen" Wagen sitzen zu sehen. Es gab nochmals eine herzliche Verabschiedungsszene. Ach, was sind das doch nette, herzliche Menschen hier, wenn man ihnen mit einem Lächeln auf dem Gesicht begegnet, ihnen die Hand reicht, sie auch mal mit ihrem Namen anredet und ein Gespräch führt. Simon ist unheimlich stolz darauf, dass er als einziger oben an der Bridge Quartier hat. Die anderen Kollegen müssen wohl unten in einem Stuffcamp wohnen. Jochen hätte hier jederzeit einen Rangerposten antreten können.
Da der Landy über 4x4 verfügt, nimmt Joachim den direkten Weg hinter der South Bridge links nach Norden zum Ashnil Camp. Die Fahrt durch ein Schlammloch ließ sich Joachim auch nicht ausreden. Es waren ja genug Leute zum ausbuddeln an Bord, gell?!
Und so benötigten wir lediglich eine Stunde von der Serena Lodge bis zum Ashnil Camp. Unsere Reisetruppe ist auch erst vor einer halben Stunde am Camp eingetroffen.
Schweren Herzens und mit feuchten Augen verabschiedeten wir uns auch von Birgitt, Joachim und Eto, die noch bis zum Aruba Mara Camp am Talek Gate weiter müssen, bevor die Tore schließen. Die drei
haben es gut. Sie sind erst am Beginn ihrer Tour und haben noch 11 Tage Masai Mara vor sich. Hmmh, ich bin ernsthaft am überlegen, ob wir Plan B umsetzen sollen, den Rest unseres Programms canceln
und uns auch im Aruba Mara für unsere letzte Woche einquartieren sollen...
Aber das scheitert am Mietwagen!
Wehmütig begebe ich mich Richtung Camp-Lounge. Am Abend rückte die ganze Lodge-Belegschaft mit allen verfügbaren Musikinstrumenten an, um uns mit Musik und Gesang zu verabschieden. Unser Aufenthalt in der Mara geht Morgen zu Ende. Leider war ich nicht anständig und habe diese Vorstellung bewusst geschwänzt. Mir stand heute einfach nicht der Sinn danach, denn u. a. hatte Gerd bekannt gegeben, dass er die Tour Morgen aus gesundheitlichen Gründen abbrechen und zurück nach Namibia fliegen wird. ob´s wirklich nur gesundheitliche Gründe waren?
Dabei hatte sich die Crew aber wieder wirklich viel Mühe gegeben, war mit ganzem Herzen und einem breiten Strahlen auf dem Gesicht dabei. An dieser Stelle möchte mich nachträglich aufrichtig für die Verabschiedung bedanken. Ich werde beim nächsten Mal wieder vorbei schauen und dies persönlich nachholen! Gerd hatte absolut Recht mit seiner Maßregelung meinerseits!