206 km
Gegen 02:15 Uhr konnten wir zum ersten Mal ruandischen Boden betreten, allerdings nur indirekt im Flieger, denn nach dem Abladen einiger Mitreisender flogen wir nach einer Stunde zurück über den Äquator gen Norden Richtung Entebbe.
Nach zügiger Abfertigung und Visumserteilung im Airport Entebbe erwarb ich noch rasch eine Prepaidtelefonkarte am Flughafen, während die Männer aufs Gepäck warteten. Habe die Karte zur Vorsicht mit 25 US$ laden lassen, da wir ja keine Unterkünfte vorgebucht haben und ein wenig Telefonie zu erwarten ist.
In der Ankunftshalle nahm uns Ibrahim in Empfang. Der vom Boma Guesthouse beauftragte Driver chauffierte uns und unsere Gepäckmengen zügig zum Hotel. Allerdings nicht ohne auf die Villa des ugandischen Präsidenten Muzeveni zu verweisen, die sich in unmittelbarer Nähe des Boma befindet.
Total erledigt – wie immer auf Nachtflügen – bezogen wir um 04:30 Uhr nach herzlichem Willkommen im Guesthouse unser recht unspektakuläres Zimmer No. 2 (135 US$/DBB), aus dem Jochen vorher noch eine große Schabe entfernen musste, die das Gemach mit uns teilen wollte. Wir aber nicht mit ihr!
Leider ließ mich das Reisefieber nur bis 08:00 Uhr schlafen. Nun da hatte ich ja noch zwei Stunden Zeit, um den tropischen Garten auf gefiederte Gesellen untersuchen zu können. Uganda soll ja ein Land für Birder sein und die Big Five hatten wir gerade ausführlich in Kenia genossen.
Und tatsächlich, das ein oder andere Objekt der Begierde ließ sich vor der Kamera nieder: Die lauten Bindenlärmvögel und ein schillernder Schmucknektarvogel verhießen einen guten Start hier am Lake Victoria.
Wie wir lernen durften, haben die Schweizer zwar die Uhr erfunden, doch scheint die Funktionsweise dieser mechanischen Wunderwerke doch eher afrikanisch zu sein. Als Freund Picco zur verabredeten Frühstückszeit nicht erschien, versuchte ich mich kurz vor 11:00 Uhr als Türklopfer an seiner Kemenate. Und siehe da, ein verwuseltes Etwas musste sich erst mal via GPS orientieren. "Ja, Picco, wir sind tatsächlich schon in Uganda! Dein Frühstück (welches eh nichts Besonderes war) wartet und in 15 Minuten soll unser Mietwagen gebracht werden..."
So habe ich die Zeit genutzt unsere Gepäckmengen zu verteilen. Eine Tasche mit Schlafsäcken für Neugeborene, die mir die Firma Pinocchio geschenkt hat, bleibt in Kampala und wird bei Alpha Car Rental vom Rubongo Hospital abgeholt, wo sie auf der Wochenstation hoffentlich einen sinnvollen Verwendungszeck finden. Unser alter, dunkelblauer Schalenkoffer ist vollgepackt mit Kinderkleidung, Schlafsäcken, Zahnbürsten, Trinkbechern, Babykosmetik und Waschhandschuhen. Er ist für das Toro Babies Home in Fort Portal gedacht und wird im Boma Guesthouse bleiben, bis demnächst ein Mitarbeiter des Kinderheimes die Utensilien abholen kann, denn mit drei Personen und notwendigem Reisebedarf ist unser Hilux Surf gut ausgefüllt.
Der Fahrer Patrick, von Alpha Car Rental verspätete sich um gut 45 Minuten. Ich wurde bereits leicht nervös, denn wir mussten noch Geld wechseln, die Wasservorräte aufstocken und einige Kleinigkeiten einkaufen. Außerdem stand uns noch die allgemein als chaotisch bezeichnete Querung durch Kampalas Stadtverkehr bevor.
Übergabe und Einweisung des Hilux verliefen reibungslos. Der Wagen wurde von Jochen und Picco als in Ordnung befunden. Ich bezahlte Patrick die 14 x 65 US$ Tagesmiete in bar gegen Quittung.
Kurz hinter Entebbe, an der Straße Richtung Kampala, parkte Patrick vor einem kleinen Supermarkt, in welchem wir uns mit allem Begehrlichkeiten eindecken konnten. Der ATM der Stanbic Bank funktionierte bei Jochen und mir mit keiner unserer drei VISA-Karten. Nebenan bei Barclays ergatterten wir dann 3 x 400.000 UGX und waren endlich auch mal Millionäre! 1 € entspricht etwa 3000 Uganda-Schilling.
Nach kurzem Stopp am Büro von Alpha Car Rental in Kampala, mittlerweile in wolkenbruchartigem Regen, hat uns Patrick dankenswerterweise noch aus Kampala heraus auf die Straße Richtung Masindi
chauffiert. Der chaotische Verkehr in Kampala ergießt sich wie zähflüssige Lava in alle Richtungen. "God has a final say to our destination"! Und ich kann Euch sagen, zwei Boda-Boda-Unfälle direkt
vor unserer Nase bedingt durch Aquaplaning und chaotische Fahrweise inclusive. Da waren wir übermüdete Krieger schon froh, dass wir die Chauffeur-Variante gewählt haben.
As you carry something precious, choose someone you can trust!
Danke für Dein Vertrauen, Picco! Ich hoffe, Du hast Dich wie auf Noahs Arche gefühlt!
Aus Kampala führt uns um 14:00 Uhr eine der besten geteerten Straßen Afrikas nach Norden. Prophezeite uns die neue, soeben im September 2012 erschienene 5. Auflage des Reiseführers Uganda von Christoph Lübbert (Reise Know How) zur Strecke Kampala – Masindi: Nach Kampala sind es 217 km auf Asphalt mit vielen Schlaglöchern... Sorry, wir haben sie wirklich gesucht, die Schlaglöcher, aber nicht eines gefunden. Im Übrigen haben wir erfahren, dass die Ugandaer ihre Straßen nicht von den Chinesen, sondern selbst bauen! Sehr lobenswert! Möglicherweise hat der Chinese aber auch kein Interesse an Uganda...
Das Verkehrsaufkommen hielt sich ebenfalls in Grenzen. Obwohl Tempo 80 vorgeschrieben ist, werden wir alle Nase lang von Matatus, Überlandbussen und LKW´s überholt.
Während der Fahrt durch fantastisch grüne und fruchtbare Landschaften fällt uns sofort ein entscheidender Unterschied zu Kenia auf. Es ist links und rechts der Teerstraße piccobello sauber. Müll und Plastiktüten sieht man äußerst selten. Alles sieht sehr „aufgeräumt" und geordnet aus.
Von unterwegs rufe ich in der recht neuen Amuka Lodge an, welche über lediglich zwei Doppel-Chalets mit insgesamt acht Betten verfügt, ob man dort für ein bis zwei Nächte ein Lager für uns hat. Wir haben Glück, die Eigentümerfamilie Genade ist zwar gerade im Land unterwegs, wir erhalten aber trotzdem ein Doppelchalet mit Vollpension zum Resident-Tarif (90 US$ FB pP). Na wunderbar. Diese Nacht werden wir nicht im Auto verbringen müssen und haben noch dazu Zimmer in unserer Wunschunterkunft erhalten.
In der Nähe von Nakosongola drückt die Blase und wir stoppen kurz in einem Hoteli, bevor wir hinter Migyera um 17:00 Uhr links die Murramroad zum Ziwa Rhino Sanctuary abbiegen.
Am Main Gate des Ziwa Rhino Sanctuary angekommen mussten wir
uns in eine Liste eintragen und trafen schließlich gegen 17:30 Uhr auf der Amuka
Lodge ein. Francis, der Manager (?) vom Stamm der Ancholi aus Packwach stammend hat uns sehr herzlich begrüßt und wir durften uns über ein schönes Doppelzelt mit gemauertem Bad abseits
des Restaurants freuen. Die Amuka Lodge eröffnete in 2011 ihre Pforten und ist noch recht neu.
Nach Bezug des schönen Zeltes vertrieben wir uns mit Francis bei ausführlichen Gesprächen über Land und Leute die Zeit bis zum hervorragenden 3-Gang-Dinner! Das Lagerfeuer in der Boma versetzte uns in Afrika-Urlaubsstimmung!
Johan Genade, der Eigentümer der Amuka Lodge und Management Consultant des Ziwa Rhino Sanctuary stammt aus Südafrika, seine Frau Angie, die geschäftsführende Direktorin des Ziwa Rhino Funds ist in Swakopmund geboren und auf die dortige Deutsche Schule gegangen. Das erklärt natürlich auch die Qualität der Verpflegung!
Strom gibt es hier übrigens nur zu Generatorzeiten, das Duschwasser wird von einer Solaranlage erhitzt.