Butterblume in Afrika
Butterblume in Afrika

27.10.2015, Kluges Guestfarm/Toro Babies Home, Kabahango/Fort Portal, 363 km

Karte Route Entebbe-Fort Portal, T4Africa

Der Abschied vom Team des Gästehauses und vom kleinen Jasper fiel sehr herzlich aus, aber der Wettergott war (noch!) gut gelaunt und gegen Mittag wollten wir uns in Fort Portal mit Stefan Kluge, dem Inhaber von Kluges Guestfarm zur Baubesprechung treffen. Seit einigen Jahren engagiere ich mich im Toro Babies Home und wir möchten dort dieses Jahr die Sanierung von Bädern in Angriff nehmen.

 

Wir wählten den Shortcut Richtung Mabamba Bay, um ja nicht dem Verkehrschaos in Kampala ausgeliefert zu sein.

 

Und da war er wieder: Dieser Komplementärkontrast aus ziegelroter Erde und tropischem Grün erschlug uns. Wir waren angekommen!

 

Obwohl man uns vor Baustellenverkehr gewarnt hatte, staunten wir, wie wenig befahren die Erdpiste aktuell war. In Nakawuka wählten wir diesmal den Abzweig nach Mpigi/Katende, kreuzten bei Katende die Maskaka-Kampala-Road und bogen nach weiteren ca. 10 km bei Bojuko auf die geteerte A109 nach Westen Richtung Fort Portal ab.

 

Der Weg führte uns durch malerische Landschaften, die ebenso gut in den Bayerischen Wald gepasst hätten - zumal der Himmel sich auch größtenteils in Blau mit weißen Wölkchen präsentierte. Einzig die mal mehr oder weniger hohen Speed-Bumbs rüttelten uns ordentlich durch, kosteten Zeit und sind typisch ostafrikanisch. In größeren Orten herrschte geschäftiges Treiben. Mit Menschen überladene Trucks, sorgfältig arrangierte Obst- und Gemüsestände, bunte Chinaplastikwaren-Shops, auf klapprigen Rädern transportierte Haustiere und wie immer todesmutig fahrende Schwarze.

Dieses fahrerische Know How, gepaart mit unglaublichem Instinkt, welcher die Boda-Boda-Fahrer ihr Moped durch heikelste Situationen manövrieren lässt – eine Begabung der Einheimischen, die ich bewundere. Jochen war an diesem Tag vermutlich wieder der einzige, der sich an das Regelwerk hielt.

 

Menschliche Behausungen fraßen sich immer weiter in die letzten noch bewaldeten Hügel.

zwischen Entebbe, Katende und Bujuko
A109 Kampala - Fort Portal
A109 Kampala - Fort Portal
A109 Kampala - Fort Portal
A109 Kampala - Fort Portal
A109 Kampala - Fort Portal
maximal zulässige Insassen nach europäischen Maßstäben: drei! Nach afrikanischen Maßstäben...
A109 Kampala - Fort Portal
A109 Kampala - Fort Portal

Mit nur ein wenig Verspätung erreichten wir mittags das Garden Restaurant an der Hauptstraße und konnten endlich herzlich unseren lieben Freund und Unterstützer Stefan Kluge begrüßen. Bei Kaffee, Soda und kleinem Imbiss besprachen wir noch einmal den geplanten Ablauf der Badezimmersanierung des Toro Babies Home, eines Waisenhauses, das ich seit einigen Jahren über den Verein Partnerschaft Gesunde Welt e.V. unterstütze. In den letzten Jahren konnten wir neue Kinderbetten anschaffen, eine Weihnachtsfeier für Kinder und Personal ausrichten. 2014 haben wir die Wasserversorgung saniert und damit dazu beitragen, dass laufende Betriebskosten gespart und das Waisenhaus nicht mehr in so hohem Maße abhängig von der kommunalen Wasserversorgung ist. Gleiches gilt für die Instandsetzung der Solaranlage.

 

Die private norwegische Hauptsponsorin hat mittlerweile ihre Unterstützung krankheitsbedingt komplett eingestellt. Sie finanzierte bislang den Großteil der laufenden Kosten des Waisenhauses. In der Zwischenzeit haben wir einige wenige "Paten" gefunden, die monatlich 10,00 bis 100,00 € zweckgebunden spenden ("Laufender Unterhalt Toro Babies"), aber der Betrag reicht bei weitem noch nicht aus, um die Zukunft eines der ältesten Waisenhäuser Ugandas zu gewährleisten. An nachfolgender Stelle im Bericht mehr dazu.

 

Bei all diesen Projekten wären wir ohne die Hilfe Stefan Kluges gescheitert bzw. hätten nicht so rasch und effizient handeln können. Stefan ist bedingt durch seine Tätigkeit als Projektleiter für die Europäische Union gewohnt Businesspläne und Kalkulationen innerhalb kürzester Zeit zu erstellen und durch seinen jahrzehntelangen Aufenthalt in Uganda verfügt er über jede Menge wertvoller Kontakte. Natürlich weiß er genau, wie hier die Uhren ticken! Im Vorfeld hatten wir besprochen, dass die von mir gesammelte bzw. zur Verfügung gestellte Summe i.H.v. ca. 2800 € lediglich für die Renovierung von zwei Bädern benutzt wird, denn die finanzielle Lage des TBH war aktuell desolat. Aus dem Rest sollten laufende Kosten des Kinderheimes bezahlt werden.

Das Kleid rechts gefällt ausgesprochen gut! Da muss ich nächstes Mal unbedingt mal anhalten...
A109 Kampala - Fort Portal
Wir haben auch schon vier Erwachsene plus Säugling auf einem Boda überholt...
Die ersten Teeplantagen vor Fort Portal kommen in Sicht, A109 Kampala - Fort Portal
Nadelholzplantagen liefern Holz für den Bau und als Brennmaterial
Teeanbau bei Fort Portal
Ruwenzori Mountains bei Fort Portal
Toro Babies Home, Fort Portal

Mittlerweile begann es wieder zu Donnern. Gllücklicherweise verschonte uns aber die große Dusche  im Toro Babies Home, wo wir herzlich von den beiden Christines (der Matron und der Buchhalterin) begrüßt wurden. Mit der Matron besprachen wir die Agenda für die folgenden Tage, warfen gemeinsam mit Stefan einen Blick auf die von ihm bereits vorangetriebenen Abbrucharbeiten der zwei alten Bäder. Stefan und Jochen vermaßen die Flächen, um am folgenden Tag das notwendige Baumaterial einzukaufen.

 

Unser Apotheker aus Ladbergen hatte für über 500 € Medikamente, Verbandsmaterial, Spritzen und Desinfektionsmittel gespendet. Einen Teil davon übergab ich der Matron für die kommunale Health Unit, wenige Häuser unter dem Waisenhaus gelegen. Dort können sich auch bedürftige Menschen behandeln lassen, sie sich sonst keine adäquate gesundheitliche Versorgung leisten können.

 

Unsere Cousine hatte eine große Tasche aussortierte Kleidung ihrer Kinder mitgegeben. Die Buchhalterin Christine wählte aus, was von Bedarf im Toro BH war. Den Rest nahm ich mit nach Nkuringo.

 

Der große Riss in Haus Nummer sechs, verursacht durch ein Erdbeben, war nach wie vor nicht saniert worden und somit ist das Gebäude unbewohnbar. Eigentlich wollte sich 2012 eine amerikanische NGO darum kümmern… Es besteht also nach wie vor die Gefahr, dass das Haus komplett zusammenbricht und das intakte Nachbargebäude mit sich reißt.

Am späten Nachmittag verabschiedeten wir uns aufs Erste von den Christinen und fuhren über die stadtnahe Zufahrt nach Kabahango zu Kluges Guestfarm. Die Murram Road hatte sich in eine teilweise tief ausgefahrene Schlammpiste verwandelt und nur mit Mühe konnten wir mit dem Landcruiser einige verschlammte Steigungen überwinden. Hinter einer kleinen Kuppe fiel die Piste auf ca. 500 Meter steil ab. Jochen hielt an, legte den Lastgang ein und fuhr los. Nach weiteren ca. 200 Metern fingen wir an zu rutschen und lenkten den Wagen gewollt an die Böschung. An dieser ließ es sich einigermaßen sicher ins Tal rutschen. Kurz vor Talankunft legte Jochen den vierten Gang ein und gab Vollgas, so dass wir unsere Fahrt fortsetzen konnten.

 

Die Wiedersehensfreude war groß als wir auf der Farm von Mariam, Stefans Frau und auch von Alice und Robert herzlich willkommen geheißen wurden. Wir fühlten uns sofort wie nach Hause gekommen und plauderten erst einmal ausführlich!

 

Stefan war über den Sommer fleißig gewesen und hat acht neue Lazy Tents auf der Campsite mit Regendach und solide betonierter Veranda gebaut. Zwei der Canvaszelte sind neu aus Südafrika importiert worden. Da es langsam dunkel wurde, fuhr Jochen den Landcruiser runter zur Campsite, die am Eingang der Farm liegt, damit wir uns häuslich einrichten konnten. Ich stieg derweil den Vögelchen nach und die Ausbeute ließ sich sehr gut an: Nonnenastrild und Dorntschagra waren neu in meiner Sammlung. Als Gastgeschenk hatte ich - nicht ganz uneigenützig - einige Vogelbestimmungsbücher, Fachliteratur über Fauna und Flora mitgenommen, die sicherlich auch Robert, dem wissbegierigen Ex-Ranger aus dem Kibale nützlich sein würde.

Richtung Kabahango
Nonnenastrild/Black-crowned Waxbill (Estrilda nonnula nonnula), Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Baglafechtweber/Baglafecht Weaver (Ploceus baglafecht)♀, Kluges GF, Kabahango, Uganda
Dorntschagra/Brown-crowned Tchagra (Tchagra australis emini), Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda
Preussnektarvogel/Northern Double-collared Sunbird (Cinnyris reichenowi reichenowi)♂, Kluges Guestfarm, Kabahango, Uganda

Da Jochen nicht von der Campsite zurück kam, betrieb ich Nachforschungen. Der Landcrusier bewegte sich auf der wassergetränkten, schlammigen Rasenfläche keinen Millimeter nach vorne/oben. Die Hinterräder drehten durch. Weder ließ sich der Allrad zuschalten noch funktionierte das Diff Lock, abgesehen davon, dass die Reifen kaum Profil aufwiesen. Auch Stefan wurde zur Rate gezogen und konnte nichts ausrichten. Der Wagen wurde gegen weiteres Abrutschen gesichert. Wir würden uns morgen darum kümmern.

 

Und da wir nicht die einzigen Gäste waren, ein deutsches Ehepaar, unterwegs mit Wigwam und Fahrer komplettierte die Gästerunde, servierten die Kluges am Abend ein sensationell lecker schmeckendes kleines Buffet. Stefans exzellente Rindersteaks, das Hühnchen in Erdnusssoße (Rezept musst du uns im Frühjahr in Deutschland nachkochen, Stefan) und das fantastische Ziegenfleisch waren Gründe, warum wir uns einen Aufenthalt bei euch nicht entgehen ließen!

 

Noch ein wenig Small Talk und gegen 22:00 Uhr ging´s um die Pfützen balancierend Richtung Campsite, die wir für uns allein hatten. Uiih, welch ein Überraschung, wir schlafen nun in richtigen Bettgestellen. Luxus pur! Insgesamt hatten wir fünf Nächte im Zelt reserviert. Aber am Wochenende des 30./31.10.2015 fand in/an den Crater Lakes ein Triathlon statt und ganz Fort Portal und Umgebung war komplett ausgebucht. Auch auf Kluges Guestfarm wurden ca. 80 Personen mit Kind und Kegel erwartet. Die großen Rasenflächen unterm Swimmingpool und um die Family Cottages wurden von Stefan und Mariam schon in weitere Campingflächen umfunktioniert. So haben wir die besondere Ehre nach der dritten Nacht in die Gästezimmer von Stefans Privathaus am ruhigen Ende der Farm eingeladen zu sein. Den Lärm durch die Eventgäste wollte uns Stefan nicht aussetzen. Ganz herzlichen Dank für eure Einladung, liebe Kluges!

Kluges Guestfarm, Kabahango
der unfreiwillig geparkte Landcruiser, Kluges Guestfarm, Kabahango
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