Marina:
Unser Frühstück um 07:00 Uhr wurde begleitet durch die Impalas am Wasserloch. Kurz vor 08:00 Uhr haben wir uns herzlich von Franz und seiner Familie verabschiedet, da wir pünktlich zur Grenzöffnung
um 08.00 Uhr in Panda sein wollten. Wir kommen ganz sicher wieder!
Auf Botswana-Seite dauerte die Abfertigung nur 5 Minuten. Obwohl wir die einzigen Grenzgänger auf Zimbabwe-Seite waren (oder gerade deshalb) kosteten die Grenzbeamten das Prozedere genüsslich aus.
Man weiß ja nie, wann mal wieder jemand vorbei kommt! Mit Fahrzeugkontrolle dauerte die Abfertigung ca. 40 Minuten. Die Gebühren für den Grenzübertritt mit PKW kosteten insgesamt US$ 55. Die Visumsgebühren betragen pro Person noch einmal US$ 30.
Somit ist die Fahrt mit eigenem PKW ab zwei Personen auf jeden Fall günstiger wie ein Shuttle (ca. US$ 45 pP).
Dann war der Spaß vorbei. Hier endet die gut ausgebaute Teerstraße und es geht auf eine spitzsteinige Rüttelpiste bis zur A8. 12 km hinter Matetsi quert man die Eisenbahnlinie Kapstadt/Nairobi. Die Landschaft war sehr schön, es hat aber wenig Tiere. Womöglich wegen der Jagdkonzessionen. Die Tiere sind ja nicht blöd und halten sich lieber in den Nationalparks oder in Botswana auf. Auf dieser ganzen ca. 50 km langen Strecke bis zur A8 ist uns nicht ein anderes Fahrzeug begegnet.
Mitten im Matetsi Safarigebiet hatten wir dann plötzlich einen Platten, den Jochen aber in kurzer Zeit behoben hat. Wir haben uns eine gut einsehbare Stelle für den Reifenwechsel gesucht und ich musste nach allen Seiten sichern.
Gegen 12:30 Uhr fuhren wir dann im Amadeus Garden in VicFalls vor.
Am Tor parkte ein Kleinbus, so dass wir nicht direkt auf das Grundstück fahren konnten. Ich stieg aus und wollte unsere Ankunft melden, als sich die Tür des Kleinbusses öffnete, ein ca. 5 jähriges kleines Mädchen dem Bus entsprang, ohne mich direkt anzuschauen auf mich zuraste und sich mir die die Arme warf. Das kleine, drollige Mädchen wollte meinen Arm auch gar nicht mehr verlassen. So etwas ist mir auch noch nie passiert. Mittlerweile stand auch Katherine vom Hausservice neben dem Auto, aber das Kind machte immer noch keine Anstalten die Örtlichkeiten zu wechseln. Erinnerungen an die Paviane am Kap der guten Hoffnung durchzuckten mein Hirn. Das Mädel heißt Niasha, ist vier Jahre alt und die Tochter von Miriam und Helmut, den Besitzern von Amadeus Garden. So kann man Touristen auch willkommen heißen und um den Finger wickeln...
Nachdem wir unser sehr schönes Zimmer bezogen haben, relaxten wir am Pool und haben dort ein schnelles Lunch eingenommen.
Anschließend ging es in die City um beim Aktivitätenvermittler Wild Horizons zu versuchen unseren abgesagten Shuttleservice auf einen Helikopterflug über die Fälle anrechnen zu lassen. Das klappte leider nicht. Dafür wäre ausschließlich das Buchungsbüro Safari Destinations in Maun zuständig. Tja, und die haben den schwarzen Peter wieder zurück an Wild Horizons geschoben. Da wir keine Lust auf Trouble hatten, haben wir die ganze Sache dann sein gelassen und einfach nur unsere Flüge für den morgigen Nachmittag gebucht. Der 15-Minutenflug hat pP US$125 gekostet. Zahlen konnten wir per VISA-Card.
Gegen 14:00 Uhr sind wir dann zu den Fällen aufgebrochen. Am Parkplatz direkt vor dem Gate, buhlten Unmengen von Souvenirverkäufern und Regencapeverleihern um unsere Gunst. Hatte aber mindestens 4 Regencapes aus Deutschland im Reisegepäck verstaut. Und sogar in unserer „Überlebenskiste" aus Windhoek waren noch einige Exemplare aufgetaucht. Die Dollars können wir uns also sparen. Am Gate wurden wir um weitere US$ 60 Eintritt erleichtert. Ganz schön happig. Die Capes sollten eigentlich in Jochen´s Rucksack sein...
Ziemlich schnell merkten wir, dass es reichlich feucht wird. Jetzt im Juni führen die Victoria Fälle ihre höchsten Wassermassen, entsprechend heftig schlug uns der feuchte Sprühnebel ins Gesicht. Nicht umsonst nennen die Einheimischen diesen Ort Mosi-oa-Tunya = donnernder Rauch. Der Name stammt vom Sprühnebel, der bis zu 300 m aufsteigt und noch in 30 km Entfernung zu sehen ist. Dieser entsteht, weil die Wassermassen des Sambesi sich auf einer Breite von 1708 m über eine 110 m abfallende Felswand ergießen. Damit sind die Victoriafälle der breiteste einheitlich herabstürzende Wasserfall der Erde. Bei Hochwasser fließen bis zu 10.000 m³/s Wasser den Wasserfall hinunter, im Gegensatz zu den 170 m³/s während der Trockenzeit. Der Regenwald, den es um die Victoriafälle gibt, hat seine Existenz der Feuchtigkeit aus dem ständig währenden Sprühnebel zu verdanken. Nicht nur im Februar und März, wenn der Sambesi viel Wasser führt, ist der größte „Wasservorhang" der Erde vorhanden. Doch nicht immer zeigen sich die Fälle von ihrer rauen Seite. Bei Niedrigwasser – wie es besonders in Dürrejahren immer wieder vorkommt – bleibt im September und Oktober von der sonst tobenden Wassermenge nur ein kleines Rinnsal übrig. Nach den Ideen des Missionars und Forschungsreisenden David Livingstone sollte der Sambesi „Gottes Weg" für die Christianisierung des inneren südlichen Afrika werden. Die Victoriafälle erwiesen sich jedoch als unüberwindbares Hindernis, da sie den dort gemächlich verlaufenden oberen Sambesi von seinem Unterlauf trennen. Gewaltige Wassermassen stürzen sich an dieser Stelle des Flusslaufs unaufhörlich in die Tiefe. Die schmale Schlucht, in die sie sich ergießen, hat nur einen Ausgang in einen engen Canyon, der über einige Kilometer einem Zickzackkurs folgt. Dies ist der Beginn des mittleren Sambesi, der sich bis zur heutigen Cabora-Bassa-Talsperre in Mosambik erstreckt und dabei zahlreiche weitere Schluchten durchquert.
Was Livingstone, als er die Wasserfälle erstmals sah, so erstaunt hat, hat sich bis heute nicht geändert: es scheint, als versinke der Sambesi in einer Wolke von feinster Gischt plötzlich in der Erde. Diese Gischtwolke ist nach anhaltenden Regenfällen bereits aus einer Entfernung von vielen Kilometern auszumachen, und je näher man herankommt, umso größer wird das Getöse der reißenden Fluten. Die Entstehung der Fälle war dem Wissenschaftler Livingstone sofort klar: „(...) die Fälle entstehen einfach dadurch, dass vom linken zum rechten Ufer des Sambesi eine Spalte im harten Basalt entsteht".
Aufgrund welcher Ereignisse sich die Fälle ursprünglich gebildet haben, ist bis heute unter den Geologen ungeklärt. Das in Ost-West- und in Nord-Süd-Richtung verlaufende Kluftsystem, das mit weicherem Material aus Sandstein unterschiedlicher Widerstandsfähigkeit gefüllt ist, verursacht eine fortlaufende Wanderung der Fälle in nördliche Richtung. Die von Ost nach West verlaufenden Klüfte weisen etwas weicheres Material auf, so dass sie die Hauptleitlinien der Flusserosion bilden. Entlang den widerstandsfähigeren von Nord nach West verlaufenden Klüften erfolgt jeweils der Durchbruch des Flusses. Durch diese Kenntnis lässt sich auch die zukünftige Lage der Fälle voraussagen. (Quelle: Wikipedia.de)
Also Kameras in Tüten verpackt und Regencapes rausgeholt. Die aber leider nicht in Jochens Rucksack waren. Also musste der Gute noch mal raus zum Parkplatz und hat dort für weitere $6 zwei Capes ausgeliehen. So viel haben unsere eigenen nicht gekostet!
Ich plauschte derweil gemütlich mit einem Angestellten des Parks. Jochen kam mitsamt der Capes zurück und so sind wir erst einmal Richtung Livingston Denkmal gewandert. Von hier hat man auch einen wunderbaren Blick auf den Devils Cataract. Ab hier haben wir uns dann auch komplett wasserdicht verpackt! Allerdings wurden wir dafür mit wunderschönen Regenbögen belohnt.
Das Fotografieren klappte auch ganz gut, da sich die Gischtwolken immer mal wieder mit dem Wind verziehen. So richtig klatschnass sind wir dann am Danger Point geworden. Dort steht das Wasser ca. 3 cm hoch auf den Wegen. Nur gut, dass in meinen Trekking-Sandalen das Wasser vorn rein und hinten raus laufen konnte. Am Aussichtspunkt, wo die Brücke von Zimbabwe nach Sambia liegt, trafen wir eine Mutter aus Atlanta, die dort ihr Kind stillte. Sie ist La Leche Liga Mitglied. Die Welt ist ein einziges Dorf!
Auf dem Rückweg zum Gate sind wir langsam wieder abgetrocknet. Einen Cappuccino haben wir uns dann in der Victoria Falls Safari Lodge gegönnt, für heute Abend einen Tisch im dortigen Restaurant Makuwa Kuwa und für Morgen im vielgelobten Boma Restaurant reserviert. Die Aussicht auf das große beleuchte Wasserloch ist fantastisch. Da die Lodge direkt an den Zambezi National Park grenzt ist für reichlich Tierbesuch gesorgt.
Nach kurzem Kleiderwechsel im Amadeus Garden wollten wir gerade an unserem reservierten Tisch Platz nehmen, als Jochen auffällt, dass sein Rucksack mit allen Papieren verschwunden ist. Der Adrenalinspiegel schoss nach oben. Wo hat er ihn zuletzt gesehen? Beim Cappuccino in der Bar, auf dem Zimmer im Guesthouse? Jochen ist völlig panisch noch einmal zum Amadeus Garden gefahren. Ich habe derweil am Wasserloch das Familienleben der Elefanten studiert, war ich mir doch relativ sicher, dass er den Rucksack im Zimmer vergessen hat, denn die Tür zum Zimmer ist relativ eng und ich konnte mich erinnern, dass er beim Reingehen mit dem Rucksack dort hängen geblieben ist. Ja, ja, Allesheimer – oder afrikanisches Fieber. So ist das, wenn man mal an alles selbst denken muss (Regencape, eigener Rucksack etc.).
Die Elis zogen gerade ab, da kam Jochen erleichtert mit seinem Gepäck um die Ecke.
Unser Dinner bestand aus Warzenschwein für Jochen und King Klip für mich. Alles kam recht zügig und war sehr übersichtlich auf dem Teller drapiert. Aber, wie schon erwähnt, die Aussicht auf das Wasserloch ist grandios und lässt über den Preis ($45 pP ohne Getränke für das Dreigang-Menü) hinwegsehen. Jochen trauerte dem großen Rinderfilet vom Bush-Braai nach...
Hier gibt es übrigens den Handyempfang, den wir in unserem Guesthouse nicht hatten. Also haben wir noch schnell ein Überlebenszeichen an unseren Sohnemann und Opa/Oma in Deutschland abgesetzt.
Jochen:
Stehe um 05:00 Uhr auf und rasiere mich mal wieder (kommt nur noch sporadisch vor). Nach dem Duschen packe ich meinen Kram zusammen und bevor ich unser Zimmer verlasse, vergewissere ich mich erst
mal, dass keine Löwen in der Nähe sind. Dann verlade ich mein Gepäck in den Wagen. Marina ist nach meinem ersten Kaffee auch so weit und ich verstaue auch ihre Sachen. Franz bittet uns nicht
loszufahren, bevor Mandy sich von uns verabschiedet hat. Dann ist es so weit. Wir müssen weiter. Wieder ein Abschied der besonders schwer fällt.
Auf dem Weg zur Grenze überlege ich mir, dass wir irgendwann einmal einen Urlaub machen, in dem wir nur liebgewonnene Freunde besuchen werden.
Die Grenze ist erreicht und in Botswana gibt es keine Probleme. Die Schranke geht hoch und wir fahren zur Zimbabwe-Grenzanlage. Hinter Botswana hört die Teerstraße einfach auf und wir befinden uns auf einem Feldweg. Die Zims möchten alles ganz genau wissen. Also müssen wir für jede Person, die dort arbeitet einen gesonderten Zettel ausfüllen. Fünf an der Zahl. Und auf jedem stehen die gleichen Fragen (Blaupapier scheint gerade knapp zu sein). Nach 40 Min. Ausfüllen dürfen wir zurück zum Wagen. Ein Grenzpolizist, eskortiert von seiner Assistentin und einer dicken Kladde stellt uns noch einmal die gleichen Fragen. Nur müssen wir diesmal nichts ausfüllen – das übernimmt die Assistentin. Danach wird noch ein bisschen im Auto rumgeschaut und wir dürfen den Polis schließlich zum Tor „nach Zimbabwe" folgen. Sesam öffne dich.
Auf einer üblen Gravelroad geht es durch Zimbabwes Pampa. Nach ca. 2500 km und ca. 30 km auf der Gravelroad bemerke ich bei einer kleinen Pause ein Zischen. Wir verlieren Luft aus dem rechten hinteren Reifen! Versuche noch weiter zu kommen, um im überschaubaren Gelände einen guten Ort für den Reifenwechsel zu finden. An geeigneter Stelle halte ich und mache dort meinen ersten Reifenwechsel in Afrika. Marina sichert vorsichtshalber nach allen Seiten. Nach knapp 30 Min. (man bin ich gut) geht es wieder vorwärts.
Ohne weitere Probleme kommen wir in VicFalls an und quartieren uns in der Amadeus Garden Lodge ein. Nach einem kleinen Imbiss in der Lodge geht es zu den Fällen.
Echt beeindruckend! Habe unsere Regencapes vergessen und muss nun welche mieten. Aua! Marina hat wieder Stoff um meinen Adrenalinhaushalt hochzuhalten. Sehen mit den Regenjacken über den Rücksäcken aus wie Schildkröten auf zwei Beinen. Ist aber egal, da die Gischt so gewaltig ist, dass es teilweise richtig regnet. Am Ende sind wir doch nass bis auf die Knochen.
Anschließend halten wir für eine abendliche Tischreservierung in der Victoria Falls Safari Lodge und fahren dann zurück zur Amadeus Garden Lodge um uns frisch zu machen und in trockene Klamotten zu steigen.
19:00 Uhr – wieder in der VFS Lodge – will ich meinen Rucksack nehmen und stelle fest: Er ist weg! Da ich nicht mehr weiß, wo ich ihn gelassen habe, kriege ich Panik! Im Rucksack sind unsere Pässe, die Führerscheine und von Pula und Rand gar nicht zu reden. Wenn der so richtig weg ist...
Ich fahre zurück zur Amadeus Garden Lodge, laufe in unser Zimmer und da steht er. Glaube, die Gedächtnisschwäche hat etwas mit der Reizüberflutung zu tun.
In der VFS Lodge sind sehr viele Touristen. Das Essen war nicht mein Geschmack.