Jochen und ich starten um 07:00 Uhr allein mit Ahmed und Lunchbox zum Game Drive. Gerd liegt immer noch im Bett und der Rest vom Mzungu-Express möchte erst ausschlafen.
Unser Glück, haben wir den Wagen wieder allein. Der frühe Vogel fängt den Wurm und heute ist perfektes Fotowetter. Wir haben Ahmed instruiert zum Sand River zu fahren, damit wir endlich ein Crossing
beobachten können.
Und als wir aus dem Galeriewald raus kamen, in dem das Camp liegt, haut es mich um! 15 Heißluftballons starten in der aufgehenden Sonne! Das sollte heute mein meist fotografiertes Objekt werden. Einen oder zwei Ballons haben wir ja auch schon mal in Namibia gesehen, aber gleich soooo viele! Man, es muss wirklich einen Haufen Leute mit noch viel mehr Geld geben!
Mein Bild des Tages haben uns zwei Sekretäre beschert, die ihr Nest auf einer Akazie hatten. Im Hintergrund ist passend einer der Ballon gelandet. Wauw, ich könnte heulen, so schön ist das hier alles!
Die bunten Ballons landen gut eine Stunde später in Mitten der Gnuherden in der Nähe des Ol Doinyo Loldopai (Lookout). Es herrscht reger Traktor-Verkehr, denn das Ballonequipment und die Passagiere möchten aufgeladen werden. Mehr dazu an einem der folgenden Tage.
Heute haben die Gnus weitere Verstärkung aus Tansania erhalten und sie bewegen sich langsam, aber stetig Richtung Norden. An der Höhe des Grases können wir genau erkennen, wo die Gnus schon waren. Dort ist nämlich abgegrast und kurz.
Ahmed versucht auf direktem Weg zum Sand River zu gelangen, aber nach gründlicher Begehung und Inspektion, werden wir den Sekera River umfahren. Der Abhang ist für 2x4 Minivans zu felsig und zu steil (wir werden ihn aber doch noch durchfahren – später mehr).
So fahren wir zunächst Richtung Roan Hill, umfahren den Sekara River an einer anderen Stelle, die ich auch ziemlich steil finde. Vor uns fährt ein anderer Minivan, allerdings mit 4x4. Die beiden Fahrer verabreden, dass der 4x4 vor fährt und wartet, bis wir auch durch sind. Und ...? Natürlich ging es nicht ganz so glatt ab wie gewünscht. Unsere Räder drehten in dem Geröll durch und Ahmed benötigte mehrere Anläufe, bis wir den Aufstieg geschafft haben. Uih, Ahmed hatte die Ruhe weg! Ich nicht!
Wir kommen nun von Osten an den Sand River Crossing Point, der sich in der Nähe der Police Post befindet. Seit einigen Jahren gibt es hier immer wieder bewaffnete Überfalle von Somali-Banden, die von tansanischer Seite operieren. Aus diesem Grund hat man Mitten in den Wald einen Polizeiposten gesetzt, von dem aus das Gebiet überwacht wird. Vom Polizei-Posten ist lediglich den Funkmast sehen (...wenn frau vom Driver darauf aufmerksam gemacht wird). Und der ist zudem hübsch als Baum dekoriert. Sieht so ähnlich aus, wie unsere künstlichen Weihnachtsbäume.
Am Weg sehen wir einen Gnukadaver, einige satte Aasfresser sitzen entspannt auf ihrem Ausguck und genießen ebenso wie wir die wärmenden Sonnenstrahlen.
Ein Elefantenkalb tut mir den Gefallen und säugt. Während der Rest der Herde parallel zur den unzählbaren Gnuansammlung weiter zieht.
Der Crossing Point ist nur ca. 4 km Luftlinie östlich der Mara South Bridge gelegen und auf Tansanischer Seite treffen immer neue Gnus-Trecks ein. Der Horizont ist schwarz von Gnuleibern! An diesem Crossingpunkt stauen sich abertausend Tiere, die durch ein schmales Nadelöhr möchten.
Wir platzieren uns strategisch günstig am Ufer und schon beginnt das Crossing! Welch ein Spektakel! Hippos und Krokodile sind hier nicht ansässig, da der Sand River ein sandiger (der Name sagt es) Niedrigwasserfluss ist . So kommen die Gnus zumindest jetzt noch nicht in den Genuss, als lebende Fleischtöpfe der Kroks zu enden.
Einige Gnus und Zebras probierten eine andere Furt und wählten einen Weg hinter und durch den Fluss. Sie wateten, geordnet wie die Soldaten, aber überaus nervös durch das Flussbett. Nachdem sie merkten, dass keine Gefahr drohte, blieb sogar noch Zeit zum Saufen! Die kleinste Störung aber, lies die Tiere in Panik ausbrechen und der ganze Treck drehte sofort um und stob den Weg zurück, den sie gekommen waren. Nur um kurz darauf erneut die Querung zu versuchen.
Begleitet wurde die blökende Menge vom fliegenden Gewerbe, den Geiern, die auf ein leichtes Mahl hoffen. Für Fleischfresser muss diese Zeit ein Schlaraffenland sein.
Innerhalb von ca. eineinhalb Stunden hatten wir das Glück, drei grandiose Crossings sehen zu können, bevor die Ranger Wind bekommen und alle Safariwagen des Platzes verwiesen haben. Wobei wir uns aber nichts vorzuwerfen haben, denn wir standen nicht direkt in Laufrichtung der Tiere, wie einige andere Wagen, sondern weit entfernt!
Auf dem Weg Richtung Roan Hill kündeten einige Safarifahrzeuge von interessanten Sichtungen. Ein schlafendes, vermutlich vollgefressenes, Löwenrudel hatte es sich unter einem Busch gemütlich gemacht.
Richtung Ol Doinyo Loldopai (Lookout) fuhren wir vorbei an endlos langen Gnukolonnen, die von Ferne aussahen wie Ameisenstraßen. Die Trecks sind räumlich scharf abgegrenzt. Wir konnten Täler sehen, in den überhaupt kein Tier stand, um dann wiederum auf diese immens großen Herden zu stoßen. Der absolute Wahnsinn!
Gegen 12:30 Uhr trafen wir Gulu, der mit Annick & Co. unterwegs war. Sie haben längere Zeit eine Gepardin mit vier Jungen beobachtet, die versuchte Beute zu machen und das Schauspiel möchten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Und so fuhren wir hintereinander her bis... wir einen Puncher hatten, den Ahmed aber rasch behoben hatte. Da hat sich die Durchfahrung des Sekera River heute Morgen doch noch gerächt!
Um es vorweg zu nehmen, die Gepardin war umzingelt von Safariwagen. Auch wir trugen dazu bei! Und als ein Auto mit einheimischen Selbstfahrern die Dreistigkeit besaß, einfach querfeldein, parallel zur Straße hinter der Gepardin her zu fahren, die sich gerade an eine Gnuherde anpirschen wollte, war für uns das Maß voll! Alle kommerziellen Safariwagen standen auf dem offiziellen Weg, nur dieser Idiot, musste mitten durch die Pampa bügeln!
Wir beschlossen wir zu verschwinden und die Drivers fanden nicht weit entfernt ein nettes Plätzchen für unser Lunch. O. k., morgen sparen wir uns die 100 KSh für die Lunchbox und schmieren beim Frühstück selbst!
Anschließend schauten wir noch einmal nach der Gepardin. Es waren diesmal weniger Fahrzeuge dort, aber auch ihr erneuter Jagdversuch war nicht von Erfolg gekrönt.
Vom Ol Doinyo Loldopai konnten wir noch einmal einen traumhaften Blick über die Mara genießen und schauen, wie weit die Gnus bisher in Richtung Norden vorgedrungen sind.
Am Ufer des Mara River, Nähe Hippo Pool versammelte sich eine große Gnuherde und wir hofften dort auch noch ein Mara River Crossing sehen zu können. Mit uns hofften das auch noch gefühlte 25 andere Safariautos, die sich aber alle sehr weit vom Ufer entfernt postiert hatten. Lediglich auf der Conservancy Seite steht doch wieder so ein Idiot mitten im möglichen Crossing-Weg! Ahmed prophezeite uns gleich, dass es aus diesem Grund kein Crossing geben wird. Und genau so war es auch!
Außerdem gibt es meiner Meinung nach keinen Grund das steile Ufer zu überqueren, ist doch genug Futter für alle da! Aber wer kann schon in das Gehirn eines Gnus schauen?
Dafür hatten wohl die Giraffen auf beiden Seiten des Mara ein Familientreffen verabredet. So ungefähr 40 Giraffen konnten wir ausmachen. Dazu noch eine wunderschöne Impalaherde und nochmal Giraffen.
Beim 'Vielohr' (Oryx multo auris) handelt es sich um eine in der Massai Mara endemische Antillopenart, die sich äusserlich lediglich durch die Anzahl Ohren und ihr Verhalten vom gemeinen
Impala (Aepyceros melampus), bei dem es sich meist in die Harem's einnistet, unterscheidet.
Die Tiere besitzen 6 Ohren, von denen 4 nach vorne und 2 zu einer (!) Seite gerichtet sind und sie sind am einfachsten und schon von Weitem daran zu erkennen dass sie immer, aber wirklich immer
den Mund offen haben, um zu kommunizieren.
Man vermutet, dass die Tiere so viele Ohren haben, um gleichzeitig bei mehreren Komunikationen zuzuhöhren (Multi-Earing), was aber, da sie kaum je andere Individuen ihrer Art sehen, heute keinen
Sinn mehr ergibt.
Dieses andauernde Kommunizieren (Fachbegriff 'Quasseln') ist auch schon der einzige Unterschied im Verhalten gegenüber den Impalas, aber wohl auch der Grund weshalb die Vielohre so selten sind...
denn durch ihr dauerndes Quasseln werden die Löwen so gereizt, dasss sie jedes Vielohr erlegen, egal ob sie hungrig sind oder nicht, nur um endlich mal wieder Ruhe zu haben.
Erstaunlicherweise ist die Literatur betreffend dieser faszinierenden Tiere nicht gerade ergibig, aber jetzt dürfte es endlich auch Menschen, die noch nie in der Mara waren, bekannt sein.
Quelle: Prof. Dr. C. Picco, Mox Plick Institut für Artenschutz, wissenschaftl. Leiter und Direktor Zoo Rheineck
Zurück im Camp mussten wir feststellen, dass es mit dem versprochenen Umzug in ein anderes Zelt nichts geworden ist. Wir möchten nun einfach mal unsere Koffer auspacken und beschließen im Zelt Nr. 33 zu bleiben.
Das Nachmittags-/Abendlicht war während der sechs Tage, die wir hier verbracht haben, nicht annähernd so schön, wie das Morgenlicht.
Das muss etwas mit dem Staub in der Luft zu tun haben, der sich nach kalten Nächten legt. Ich kann jedem nur raten, früh aufzustehen und dann je nach Bedarf und Wetterlage Ganztagestouren zu unternehmen. Von den Temperaturen war es nie zu heiß. Im Gegenteil - kälter wie in Deutschland!
Gegen 21:00 Uhr liegen wir im Bett, welches Bernard mit zwei Wärmflaschen und gerichtetem Moskitonetz vorbereitet hat.