Butterblume in Afrika
Butterblume in Afrika

29.06.2014, Lake Shore Lodge, Kipili, Lake Tanganjika

Wir schlafen wieder lange und ausgiebig! So langsam merken wir alle, dass wir den Stress aus Deutschland hinter uns lassen können. Diese fünf lockeren Tage zum Relaxen vor den Safaritagen gefallen uns ausgesprochen gut!

 

Nach dem Aufstehen versuchen ich noch einmal ein paar Vögelchen vor die Linse zu bekommen, aber es hat nur für eine hübsche Ziege und für einen Blasenkäfer gereicht. Diese Käferart verfügt über eine Art Säure, die sie gerne mal verspritzen um sich Feinde vom Leib zu halten. Beim Menschen verursacht die Säure mitunter heftige Schmerzen einhergehend mit Blasenbildung auf der Haut. Daher rührt also der treffende Name.

 

Nach gemeinsamen Frühstück schnappen Jochen und ich uns noch einmal das Kayak und paddeln auf dem See Richtung Flussdelta. Axel erkundet derweil in der Nähe der Lodge die Ruine der Benediktiner-Missionskirche, die eine der ältesten Missionskirchen Tansanias sein soll. Leider entäuscht uns die Tierwelt am See wieder und bei aufflauendem Wind mit entsprechendem Wellengang schippern wir nach gut 1,5 Stunden zurück zur Lodge.

Kipili, Lake Tanganjika
Kipili, Lake Tanganjika
Blasenkäfer/Blister Beetle, Kipili, Lake Tanganjika
Kipili, Lake Tanganjika
Kipili, Lake Tanganjika
Kipili, Lake Tanganjika

Unser obilgatorisches Mittagsschläfchen nach dem Lunch nutzen wir um unseren Energiehaushalt für einen Spaziergang über den Hügel nach Kipili am Nachmittag aufzufüllen. Zunächst hatten wir vor einfach der Straße zu folgen, aber bei den Angestellten der Lodge ist gerade Schichtwechsel angesagt und sie zeigen uns eine Abkürzung durch den Wald, die nur ca. 25 Minuten dauern soll. So heften wir uns an ihre Fersen und sind bereits nach wenigen Minuten klatschnass geschwitzt. Immer mehr Dorfbewohner überholen uns... Mensch Jochen, wir müssen dringend etwas für unsere Fitness tun!

 

Endlich in Kipili angekommen treffen wir Nodric, unseren Barkeeper, der gerne bereit ist uns durch´s Dorf zu führen, bevor er zum Arbeiten zurück zur Lodge muss. Er wohnt mit Frau und Tochter, ebenso wie alle Angestellten der Lodge, zur Miete in Kipili. Die Monatsmiete für ein einfaches Haus beträgt 10.000 TSh (ca. 5 €). Das ist viel Geld in Tansania für ein Haus ohne Strom und fließend Wasser. Mit dem geplanten Bau der Teerstraße nach Kipili wird dann wohl hoffentlich auch eine Anbindung an das Stromnetz erfolgen. Die Stadt (!) liegt am Ufer des Tanganjikasees einige Kilometer südlich von Kirando und besitzt einen Flugplatz, der aber nur von Chartermaschinen zu exorbitanten Preisen angeflogen wird. Außerdem wird Kipili von den Linienschiffen Liemba und Mwongozo angefahren. 

 

Recht schnell sind wir wieder von der Kindern des Ortes umzingelt. Und da gerade Fußballweltmeisterschaft ist, lassen es sich Jochen und Axel nicht nehmen, mit der Dorfjugend ein wenig zu kicken. Als Ball dient eine Kugel aus zusammen geschnürrten Plastiktüten.

 

Während wir die Dorfstraße hinunter Richtung neuem Krankenhaus schlendern, begegnet uns der Wanderpastor, welcher im Kreis Kipili für das Seelenheil von ca. 12.500 Menschen zuständig ist. Vermutlich teilt er es sich die Arbeit aber mit dem Iman. Aktuell ist eine Dänische Missionsgesellschaft der Herrnhuter Brüdergemeine in Kipili tätig, die auch vor vier Monaten das kleine Hospital eröffnet hat. Einige Vertreter dieser Gesellschaft sind Gäste in der Lake Shore Lodge.

 

Da Kipili bislang über kein Kirchengebäude verfügt, die Grundmauern aber gelegt sind, tragen wir unserer Scherflein bei und überreichen dem Pastor einen kleinen Betrag für den geplanten Kirchenbau.

 

Die Kinder sind wieder einmal völlig fasziniert von den Möglichkeiten der digitalen Fotografie und kriechen fast in Jochens Kamera. Er hat aber auch wirklich ein Händchen für Kinder!

Kipili Village, Lake Tanganjika
beim Fußballspiel mit den Dorfkindern, Kipili Village, Lake Tanganjika
beim Fußballspiel mit den Dorfkindern, Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika

Obwohl Kipili, oder gerade weil, es als Handelszentrum am Lake Tanganjika gilt, macht es auf uns einen sehr ärmlichen und dreckigen Eindruck. Vor allem die Schule ist ein Graus und verlangt eigentlich nach einer Renovierung. Wir lassen uns von Nodric zum Oberlehrer des Ortes führen und geben auch hier einen kleinen Betrag für Investition in schulische Belange ab. Da heute Sonntag ist, versammeln sich die männlichen Bewohner in einer Art Kneipe. Hier treffen wir noch den Dorfvorsteher, der sich für unseren Besuch bedankt und uns das selbst gebraute Pombe-Bier anbietet, welches traditionell durch Fermentation von Getreide und/oder Bananen hergestellt wird. Leider mag keiner von uns probieren...

Kipili Village, Lake Tanganjika

In einer kleinen Duka erstehen wir für uns dann einige Erfrischungsgetränke und Nodric stellt uns Frau und Tochter vor. Mit den weiblichen Dorfmitgliedern schwätzen wir noch einige Zeit und schauen zu, wie der Erdnussnachschub für die Duka geröstet wird. 

Nodric mit Tochter, Kipili Village, Lake Tanganjika
Körperkontakt ist selbstverständlich! Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
...du Igel aussiehst! Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
beim Sit-in mit den DorfbewohnerInnen, Kipili Village, Lake Tanganjika
Nodrics Frau mit Tochter, Kipili Village, Lake Tanganjika

Fisch aus dem Tanganjikasee ist die wichtigste einheimische Quelle tierischen Eiweißes für die Bevölkerung der Region, von der ein hoher Anteil unterernährt ist. Doch das Ökosystem des Sees ist akut durch den Klimawandel bedroht und damit auch die Lebensgrundlage von Millionen Menschen in einem der politisch instabilsten Gebiete der Welt. Kleine Veränderungen, die lange unbemerkt bleiben, haben dramtische Folgen. Die durchschnittliche Lufttemperatur ist in den letzten Jahren gestiegen, die Windgeschwindigkeit gesunken und das umliegendes Land wird immer trockner. Das Wasser im See wird wärmer und bewegt sich langsamer; der Wasserpegel sinkt, der See verkommt. Durch Abholzung und einhergehende Bodenerosion vor allem im vom Bürgerkrieg geplagten Burundi wird immer mehr Erde in den See gespült, der verschlammt. An einigen Stellen gibt es schon keine natürliche Ufervegetation mehr. Die Selbstregulierung des Sees mit seinem extrem komplexen und komplizierten Wassersystem ist gestört.

 

Die Fischerei im Tanganjika-See steht damit vor einer ernsten Krise. Bis zu 200.000 Tonnen Fisch pro Jahr holten die Fischer bislang aus dem See - sicherheitsbedingt konzentriert sich das auf wenige kleine Gebiete, die damit überfischt werden. Sämtliche industriellen Fischereibetriebe am See sind inzwischen geschlossen - Folge der Wirtschaftskrise seiner Anrainerstaaten. Rund 45.000 Fischer sind noch aktiv, aber sie fangen immer weniger. 

 

Für Nodric ist es Zeit zur Arbeit zu gehen und auch wir machen uns auf den Rückweg. Doch diesmal über die Straße.

 

Diese Begegnungen mit der freundlichen und offenen Bevölkerung genießen wir jedesmal sehr, bereichert sie unsere Reisen doch um ein kulturelles Mosaik und gibt authentische Einblicke in die lokalen Sorgen und Nöte der Menschen.

Kipili Village, Lake Tanganjika
kleine Fische, Kipili Village, Lake Tanganjika
größere Fische, Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Kipili Village, Lake Tanganjika
Schneiderei, Kipili Village, Lake Tanganjika

Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang treffen wir wieder an der Lake Shore Lodge ein.

Lake Shore Lodge, Kipili, Lake Tanganjika
Lake Shore Lodge, Kipili, Lake Tanganjika
Lake Shore Lodge, Foto: A. Köhler
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