Bis kurz vor Abflug war diesmal überhaupt nicht klar, ob wir noch die gesamte Tour stornieren müssen. Jochen geht es gesundheitlich nicht gut. Gleich nach der Reise steht ein OP-Termin für ihn an und nur unter hoher antibiotischer Abdeckung und Einbeziehung aller Sicherheitsmaßnahmen gab unsere Hausärztin Angelika letztendlich ihr OK. Die Mitnahme eines Satellitentelefons und die Mitgliedschaft bei den Flying Doctors of East Africa (AMREF) gehören zu diesen Maßnahmen.
Am 25.06.2014 geht´s für uns morgens gegen 08:00 Uhr mit vollgepackten Taschen Richtung Flughafen Hannover. Meine Kollegin Kerstin ist so lieb und spielt den Chauffeur. Neben unseren zwei Reisetaschen für persönlichen Bedarf, begleitet uns eine weitere Tasche mit Campingequipment und ein PC samt Screen und Tastatur aus meinem Büro, der für unseren Touroperator Sikoyo bestimmt ist. Von Kerstin verabschieden wir uns herzlich und wünschen wenig Arbeit und Stress im Office.
Da Turkish Air die Mitnahme des PC´s als Sperrgut abgelehnt hat, versuchen wir es nun im Handgepäck. Zufällig wiegt das gute Stück nur 7,9 kg (8 kg Handgepäck sind erlaubt). Dank Jochen hat der Rechner auch noch Rollen bekommen und Jochen verzichtet auf die Mitnahme seines Rucksacks im Flieger. Am Check-in-Schalter in Hannover stellt sich dann heraus, dass wir den PC doch im Bauch des Fliegers transportieren hätten können. Da wir dank Online-check-in aber an erster Stelle des Business-Class-Schalters anstehen und unseren Zeitvorsprung nicht aufgeben möchten, bleibt der PC wo er ist! Nach dem Durchleuchten muss der Rechner allerdings komplett von Jochens professioneller Verpackung befreit werden, damit der Sprengstofftest möglich wird.
Pünktlich gegen 11:00 Uhr entschweben wir Richtung Istanbul, wo wir uns mit unserem Freund Axel in der Raucher-Lounge treffen, um gegen 19:10 Uhr ebenfalls pünktlich gen Dar Es Salaam zu entschweben. Diesmal verzichte ich auf eine Schlaftablette und bin erstaunt, dass der 6,5 Stunden-Flug wie im Flug vergeht.
Gegen 02:30 Uhr empfängt uns schwül-heiße Luft in Dar. Dank unserer bereits in Deutschland erworbenen Visa (50 € pP) brauchen wir nur noch ein Zettelchen ausfüllen und stehen in erster Reihe zur Passkontrolle an. Wie so oft sind dann aber unsere Koffer die letzten und Jochen erbarmt sich gemeinsam mit Axel auf die Selbigen zu warten, während ich meinem Raucherlaster fröne und nach unserem Driver für den Hoteltransfer Ausschau halte. Der Fahrer ist dank Namenschild schnell gefunden und ich habe sogar Zeit noch zwei Zigaretten zu qualmen, bevor das Terminal auch endlich die Männer ausgespuckt hat.
Das Gepäck (auch Axel hat drei Taschen) ist eindeutig zu umfangreich für den kleinen Wagen. Eigentlich hatte ich einen Van bestellt. Aber die afrikanische Packkunst ist berühmt und nach ein wenig Stopfen, Zerren und Quetschen ist alles an Bord.
Zügig geht es dann über leere Straßen und rote Ampeln durch Dar Es Salaam und innerhalb von 25 Minuten erreichen wir das Slipway Hotel auf der Msasani Peninsula direkt am Indischen Ozean (19,1 km). Zum Verkehrschaos: Nach Möglichkeit planen wir die Transfers in afrikanischen Großstädten so, dass diese in der Nacht stattfinden. Das spart enorm viel Zeit und Nerven.
Der Slipway-Komplex (auch das Headquarter von Costal Airlines) liegt im Botschaftsviertel und besteht aus einem hübschen
Einkaufszentrum. Um alle notwendigen touristischen Besorgungen machen zu können, muss man den Hotelbereich und die Peninsula nicht verlassen. Das Einkaufscenter verfügt neben qualitativ gut
sortierten Craft-Shops über eine Apotheke, einen Buchladen, mehrere sehr fundierte Technikshops für SIM-Karten und Elektronikbedarf, Friseur, Massagepraxis, einen sehr gut sortierten Supermarkt, ein
Reisebüro, mehrere Cafes und Eisdiele, Klamottenläden und einige nette Restaurants. Sehr zu empfehlen ist übrigens The Waterfront Sunset Restaurant, welches direkt in erster Reihe am Ozean liegt und
neben dem guten Essen einen traumhaft schönen Sonnenuntergang garantiert.
Direkt neben dem Hoteleingang gibt es einen zuverlässig funktionierenden ATM, der auch mit normaler Bankkarte Schillingis ausspuckt. Außerdem noch eine Wechselstube. Das Hotel selbst verfügt über
Klimaanlage, Wifi und im ersten Stock vor dem Restaurant - mit Blick auf den Ozean - über einen großzügigen Poolbereich. Kosten B&B pP 140$ egal ob double oder single. Es verfügt über einen
guten, hauseigenen Shuttleservice (60$ Hotel-Airport mit Van, 35$ mit Salon Car) mit unterschiedlich großen Autos (je nach Bedarf).
An der Rezeption teilt man uns mit, dass wir erst am späten Vormittag unsere Zimmer beziehen könnten und so haben wir Glück für den Rest der Nacht noch zwei Zimmer nachbuchen zu können.
Mit Axel verabreden wir uns auf 09:00 Uhr zum Frühstück und fallen in unseren klimatisierten Zimmern sofort in die Betten.
26.06.2014 Slipway Hotel, Dar
Der Muezzin und Baulärm vor unserem Balkon wirft uns früh aus dem Bett. Mittlerweile hat sich der Himmel schon wieder verdunkelt und ein heftiger Tropenguss regnet über Dar (und unserem Hotel) ab. Das Restaurant im ersten Stock des Slipway-Komplexes erreichen wir über eine kleine Brücke unter Zuhilfenahme des hoteleigenen Regenschirms! Bei gutem Wetter macht es sicherlich Laune hier zu chillen, denn der Blick auf den Poolbereich und den Indischen Ozean ist fantastisch. Das Frühstück ist allerdings nicht so der Brüller, aber wir sind ja nicht des Essens wegen nach Afrika gereist. Und außerdem dürfen wir uns ja noch auf Prospers Kochkünste während des Campens freuen.
Unser erster Gang nach Rückgabe des Regenschirms führt uns zum ATM, der direkt neben dem Hoteleingang steht. Alle unsere finanziellen Wünsche werden erfüllt. Nach erster Sichtung der Shops im Slipway-Komplex entschließen wir uns die Shopping-Tour auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und zunächst die Msasani Peninsula zu Fuß zu erkunden. Etwas nördlich vom Slipway liegt ein Jachthafen. Boote angucken bereitet Jochen immer Spaß. Den Spaziergang geben wir dann rasch auf, da es schon wieder drückend schwül ist, die Aquaplaninggefahr unter den Achselhöhlen steigt und unser soziales Gewissen meint, dass wir heute noch keine gute Tat vollbracht haben. Also quetschen wir uns zu dritt in ein Tuk-Tuk und bitten den Fahrer uns eine halbe Stunde über die Insel zu schaukeln.
Den Rest des Nachmittags lümmeln wir uns im Waterfront Restaurant bei Rock Shandy (aber nur Dank Mitnahme meines eigenen Angosturas) und beobachten fasziniert, wie sich die Stimmung des Himmels über dem Indischen Ozean alle 15 Minuten verändert.
Upps, da habe ich doch die Zeitverschiebung falsch berechnet. Das Fußballspiel USA gegen Deutschland ist erst gegen 19:00 Uhr tansanischer Zeit angesetzt. Trotzdem lassen wir uns das hervorragende Essen schmecken und fotografieren ein paar mehr Sonnenuntergänge. Ähm, wir sind in Afrika, oder? Es wird Ghana gegen Portugal übertragen. Also entschließen wir uns früh zu Bett zu gehen, denn gegen 04:30 Uhr wird uns der Shuttle zum Domestic Airport bringen.