Mehrmals in der Nacht wache ich auf, weil ich (1,72m) mit den Füssen an das Fußteil des Bettes anstieß. Hmmh, die Betten sind zu kurz und meine Matratze ist durchgelegen! Die Jungs haben allerdings wie die Babys geschlafen.
Beim gemeinsamen Frühstück mit Sikoyo (unsere Driver erhalten leider in ihrer Unterkunft in Tungamalenga kein Frühstück) berichtet John, dass nachts zwischen 02:00 und 06:00 Uhr der Leopard im Camp war. Die feuerhütenden Masai hätten ihn mehrfach gesehen und Tracks gibt es auch anzuschauen. Ich zeige John noch unsere Fotos von der grünen Schlange auf der Campsite. Er identifiziert sie als Speckled Greensnake.
Wir erzählen von unseren Plänen heute den River in Richtung Ruaha River Lodge zu erkunden. Roan Antilopen gibt es dort nicht mher. Die sind nur noch zusammen mit den Sable in nördöstlicher Richtung bei Lunda zu finden. Über die Ruaha River Lodge hinaus lohnt der Weg im Moment eher nicht, da hier nur große Armeen von Tse Tses ihr Unwesen treiben. Nun denn, wir werden einfach schauen, wie weit wir kommen. Dionysia gibt uns eine große Lunchbox mit auf den Weg und wir starten gegen 08:45 Uhr mit der Sichtung eines Buschbocks noch auf dem Gelände der Lodge. Zwischen Tandala und dem Main Gate hat´s wieder die übliches Tse Tse-Fliegenplage, weshalb wir das Hubdach geschlossen lassen.
Am Msembe Gate schreibt uns Sikoyo ein, während ich den blitzsauberen Toiletten noch einen Besuch abstatte. Zwischen Main Gate und der Brücke über den Ruaha kommt uns ein recht schnell fahrender Dachzeltler entgegen. Es ist Roy, der sich auf dem Rückweg von Robert Glen befindet. Leider erkennt er uns nicht und braust weiter. Schade, ich hätte mich gerne noch persönlich mit ihm ausgetauscht.
An der Brücke bei den Ruaha River Rapids bringen sich die Krokodile am Ufer in Stellung, um Sonne zu tanken und auf Betriebstemperatur zu kommen. Es sind einige wirklich sehr kapitale Exemplare darunter. Ein Nilwaran versucht sich unter einem Felsen unseren Blicken zu entziehen.
Wir verlassen die Rapids und biegen links ab. Es geht noch ein gutes Stück durch braun-gelben Busch und Miombowald. Die einzig nenneswerten Highlights sind ein Kampfadler, ein Zwerghalsbandfalke und ein Schwarzköpfchen. Erst in Richtung Süden, am Ruaha River mit seinen hübschen lichten Galeriewäldern, wird die Fauna wird artenreicher.
Impalas, Giraffen, Wasserböcke, Elefanten, Giraffen, Zebras, Warzenschweine, Kudus und Zwergmangusten beobachten wir gut eine Stunde lang an einem schattigen Plätzchen in Ufernähe. Besonders spannend ist die Flussquerung einer Elefantenfamilie mit kleinem Baby. Das Kleine hat´s doch sehr schwer gegen die Strömung anzuschwimmen, denn seine Beine sind noch zu kurz, um durch den Fluss zu laufen. Mit liebevoller Unterstützung einiger weiblicher Familienmitglieder erreicht es die Insel im Fluss und ist sichtlich glücklich, das es wieder festen Boden unter den kurzen Stampfern hat.
Gegen Mittag (es ist schon wieder brüllheiß!) erreichen wir die Ruaha River Lodge. In der Rezeption auf dem Hügel werden wir äußerst freundlich empfangen. Ich bitte um eine kleine Besichtigung der Lodge als zukünftige Reiseoption. Der Rezeptionist telefoniert kurz mit dem Management und teilt uns mit, dass wir Chalet No. 12 anschauen können. Ich knipse noch schnell den Campplan, damit wir die Örtlichkeit auch finden, doch der Angestellte hat sich entschieden, uns in unserem Wagen zu begleiten. So geht´s dann wieder runter vom Hügel ans Ufer und vor besagtem Chalet begrüßt uns Karen, eine der beiden Managerinnen der Ruaha River Lodge sehr herzlich. Im Moment sind sie hier mit Bauarbeiten beschäftigt, denn das untere Restaurant wird gründlich renoviert. Sie zeigt uns und Sikoyo eines der sehr großzügigen Chalets mit direktem Blick auf den Fluss. Über die Preise erfahre ich nichts (ein Namibia-Forumsmitglied hat im Juli 2013 220 US$ FB ppT bezahlt - siehe Reisebericht), denn die müssen über die zentrale Reservierungs-Email der Foxes Lodges angefragt werden. Im Übrigen wird eines der Chalets gerade nicht vermietet, denn dort liegt jeden Tag der Löwe auf der Veranda im Schatten und hält seinen wohlverdienten Schlaf.
Auch hier sind - ebenso wie in Tandala - nicht gerade viele Gäste eingebucht. Karen meint, dass es mit der Fußballweltmeisterschaft zusammen hängt. Hmmh, die Bäder in Tandala sind auf jeden Fall besser in Schuss. Der großzügige Schlafraum und die Veranda mit sensationellem River View sind allerdings grandios. Die Wege sind jedoch weit, so muss man im Moment halt immer auf den Hügel kraxeln zu den Mahlzeiten und aufgrund der Größe wirkt es nicht so familiär. Zu den Hotspots am nordöstlichen Ruaha River Richtung Mwagusi Sand River wendet man sicherlich von beiden Unterkünften (Tandala und Ruaha River Lodge) ähnlich viel Fahrzeit auf.
Karen hat früher in der Rufiji River Lodge im Selous gearbeitet und ich spreche sie auf die Abkürzung zwischen Mikumi Nationalpark, bzw. Udzungwa und Selous an. Die Lodgeangestellten haben diesen Weg durch den Mikumi NP häufig benutzt. Karen erzählt, dass ein Driver früh morgens mitsamt Gästen und Lunchbox Richtung Mikumi aufgebrochen ist und am Abend zurück in der Rufiji River Lodge war. Das bestätigt mich dann endgültig, diesen Shortcut auch zu benutzen. Die hier in früheren Zeiten lebende kleine Roan-Antilopenpopulation ist komplett den Löwen zum Opfer gefallen teilt Karen auf Nachfrage mit.
Ich frage an, ob wir oben im Restaurant Erfrischungsgetränke und Kaffee erhalten können und unser mitgebrachtes Lunch verspeisen dürfen. Es ist uns gewährt. Wir nehmen Karen im Wagen mit hoch auf den Hügel und werden dort der zweiten Managerin Mette vorgestellt. Sie stammt aus Dänemark und ist gerade von einem Sabbatjahr zurück auf der Lodge. Eine Weile genießen wir die sensationelle Aussicht, allerdings ohne nennenswerte Tiersichtung, bestellen uns Kaffee und öffnen dann die etwas andere Lunchbox. Es gibt lecker Kartoffelsalat und Samosas (gebackene Teigtaschen mit Füllung) und zum Dessert Obst.
Da das Restaurant wie ein Adlerhorst hoch oben über dem Fluss thront, geht hier ein angenehm frischer Wind und die bequemen Lümmelsofas laden zum Verweilen ein. So langsam werden wir träge...
Gegen 14:00 Uhr bedanken wir uns für die Gastfreundschaft, begleichen unsere Getränkerechnung und verabschieden wir uns herzlich von Karen und Mette für die wertvollen Informationen. Zwschen Lodge und Main Gate suchen wir uns wieder ein tierreiches, idyllischen Plätzchen im Schatten in Ufernähe und beobachten einfach nur wer kommt und geht.
Gegen 17:30 Uhr landen wir wieder in Tandala und Dionysia drückt mir das Buch Birds of Ruaha National Park von Robert Glen in die Hand. Roy hat also ein Exemplar für mich ergattern können und hat es liebenswerterweise hier für mich abgegeben. Dabei stellt sich heraus, dass Dionysia und John sehr gute Freunde von Robert Glen und Sue Stolberger sind. Afrika ist klein!
Wir plaudern noch ein wenig mit John, der ebenso wie wir schon sehr gespannt auf den Ausgang des Fussballspiels Brasilien gegen Deutschland in der kommenden Nacht ist. John ist übrigens hier am Ruaha aufgewachsen und hat ebenso wie Dionysia griechische Wurzeln, die jedoch aus Großbritannien stammt. Beide haben früher als Manager in fremden Lodges gearbeitet, bevor sie hier ihren eigenen Lodgebetrieb eröffnet haben. Außerdem bewirtschaftet John noch einige Plantagen in der Nähe von Iringa (u.a. Tabak).
John möchte der Lodge in naher Zukunft auch eine Campsite angliedern und weitere Fahrerunterkünfte zur Verfügung stellen.
Dann geht´s erst einmal unter die Dusche. Anschließend folgt im Barbereich die innere Dusche mit einem kühlen Rock Shandy, während wir eine Kudufamilie am Wasserloch betrachten, die dort ihren Durst stillt. Wirklich gute Fotos lassen sich am späten Nachmittag allerdings nicht mehr machen, da das Wasserloch genau zwischen Bar und untergehender Sonne ausgerichtet ist.
Claudio und Axel treffen auch wieder wohlbehalten im Camp ein und erzählen von ihrem "Winterjackenabenteuer" Richtung Jongomero. Ungefähr auf Höhe der Ruaha River Lodge wurden sie von großen Tse Tsefliegenschwärmen begleitet. Da half dann nichts mehr, als die dicken Jacken anzuziehen (oder halt das Hubdach schließen und dem Hitzetod anheim fallen), um die fiesen Stiche abzuwehren. Not my cup of tea!!! Belohnt wurden sie dann mit der Sichtung von zwei Löwenmännchen.
Das Dinner ist wieder hervorragend. Dienstbare Geister stehen immer in der Nähe und erfüllen rasch jegliche Wünsche. Da eines der Fahrzeuge immer über Nacht hier geparkt wird, verabreden wir uns auf 06:30 Uhr zum morgigen Frühstück. Diesmal gemeinsam mit Lazaro.
Wir ziehen uns wieder früh in unsere Zelte zurück und Jochen und ich genießen noch ein wenig auf der Veranda Busch und Sternenhimmel.