Unser letzter Tag am Tanganjika... Schade, wir haben uns gerade an das Faulenzen mit Beach Life gewöhnt. Frühaufsteher (Gäste der Lodge) drehen gemeinsam mit den einheimischen Fischern ihre Runde im See, während wir uns auf einen Schnorchelausflug hinter Mvuna Island vorbereiten und die tansanische Flagge hissen lassen...
Beim Ablegen sichten wir eine ca. 70 cm lange Seeschlange der ungiftigen Art (leider waren die Kameras noch nicht gezückt). Die hier ebenfalls vorkommende Wasser-Mamba (?) ist nicht so harmlos.
Zwischen Festland und Mvuna island ist der Seegang plötzlich extrem rauh, wir werden ordentlich durchgeschüttelt, nass und schaffen es gerade noch das Fotoequipment vor den Wellen zu retten. Chris gibt Gas um rasch ruhiges Gewässer westlich von Mvuna zu erreichen.
Hinter Mvuna lässt die starke Brandung tatsächlich ein wenig nach und in der Nähe eines klizekleinen, felsigen Eilands mit zwei einsamen Bäumchen wirft Robert den Anker, die Küste des Kongos immer im Blick. Wunderhübsch ist es hier anzuschauen.
Jochen und Axel gehen über Bord. Während Jochen das volle angebotene Equipment nutzt, begnügt sich das Axelchen mit der Taucherbrille. Da ich keinen Vertrag mit dem nassen Element habe, begnüge ich mich mit der Dokumentation des Ausflugs. Rund um die kleine Felseninsel tobt das artenreiche Leben in Form von afrikanischen Buntbarschen (Cichliden), für die der Tanganjika berühmt ist. Die munteren Fische sind nicht sehr scheu und tolerieren es, dass man sich ihnen bis auf Armlänge nähert. Die Tanganjikasee-Cichliden haben, bedingt durch das Alter des Sees, sehr spezielle, an den jeweiligen Biotop angepasste Lebensweisen entwickeln können. So gibt es hier neben den in Höhlen lebenden Arten (z.B. Julidochromis, einige Lamprologus) die im offenen Wasser lebenden Cyprichromis-Schwärme und die Aufwuchs von den Felsen pickenden Tropheus. Interessante Bewohner dieses Biotops sind auch die Grundelbuntbarsche. Diese bi-parentalen Maulbrüter (d.h. beide Eltern brüten abwechselnd die Jungen aus) leben in der Brandungszone und picken ebenfalls Aufwuchs von den Felsen. Im tiefen Wasser an der Felsküste dagegen leben die imposanten Cyphotilapia frontosa, die es aufgrund ihrer Größe und imposanten Erscheinung zu beliebten Aquarienfischen gebracht haben. Quelle
Jochen jedenfalls ist begeistert von der Farbenpracht und gar nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen, während Axel mir bei einem heißen Kaffee schon wieder an Bord Gesellschaft leistet. Nun, für unseren nächsten Besuch hier, werden wir auf jeden Fall eine Unterwasserkamera für Jochen anschaffen.
Ein paar wenige Wasservögel gibt es hier auch. Nach einiger Zeit legt ein Dorfbewohner von Mvuna Island backbord an und erhält von Chris eine "Nutzungsgebühr" für das Schorcheln in deren Hohheitsgewässern. So profitiert die Inselbevölkerung auch ein wenig vom Tourismus.
Axel macht für mich den Seeotter, damit wir von dieser Spezies auch noch einmal ein anständiges Foto erhalten!
Nach knapp einer Stunde ist auch Jochen gut durchgefroren und kommt wieder an Bord, während Robert den Anker lichtet. Wir freuen uns schon sehr darauf, dem pittoresken Dörfchen auf Mvuna noch einen Besuch abzustatten. Doch leider haben die Fischer ihre Boote im Hafen derart schräg vertäut, dass ein Anladen mit dem Motorboot nicht möglich ist. Wir drehen deshalb eine Runde um Mvuna Island und gehen bei einem einladenden Dorf auf der Inselrückseite an Land.
Die Menschen hier sind nicht so aufgeschlossenen und herzlich wie auf Manda Island und dreckiger ist es ebenfalls. Die unvermeidlichen Plastiktüten ziehren jede Ecke. Dafür entschädigt jedoch der Baustil, der in die Felsen integrierten grasgedeckten Häuschen.
Kleine Einkäufe erhalten die Freundschaft und so stocke ich die Küchenvorräte der Lake Shore Lodge um je drei Tomaten, Zwiebeln und Limetten auf.
Leider sehe ich nun zum ersten Mal bewusst ein extrem unterernährtes Kind in Tansania. Da die Mutter kein Englisch versteht, springt ein männlicher Dorfbewohner ein und übersetzt. Auf meine Frage, warum sie ihr Kind nicht stillt, entgegnet die Mutter, dass ihre Milch versiegt sei und sie nicht mehr stillen kann. Ziegenmilch ist auf diesem kargen Eiland leider auch keine Alternative,künstliche Säuglingsnahrung ist schwer zu bekommen und extrem teuer. Dies ist dann auch ein Grund, warum das Milchpulver häufig nicht im korrekten Mischungsverhältnis angerührt wird, sondern ordentlich mit Wasser gestreckt wird. Falls überhaupt sauberes, keimfreies Wasser zur Verfügung steht. Normalerweise fängt ja die Großfamilie solche Fälle auf, aber ich weiß nicht, ob bei Muslimen das Ammenwesen üblich ist. Egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht, dem Kind geht es sichtlich nicht gut und von ein paar Shillingis wird Säuglingsnahrung angeschafft, damit das kleine Mädchen etwas in den Bauch bekommt.
Das männliche Mittelalter des Dorfes ist beim gemeinsamen Brettspiel versammelt und möchte nicht fotografiert werden. Das Spiel selbst darf ich aber ablichten, nur leider haben sich mir die Regeln nicht erschlossen. Müssen wir also noch einmal wieder kommen und Spielen lernen!
Da sich meine Blase bemerkbar macht, frage ich nach einem Klo. Natürlich gibt´s hier keine öffentliche Touri-Toilette, aber ich darf die private Bedürfnisanstalt des Ortsvorstehers benutzen. Sein Bruder führt mich zu einer separaten, mit Vorhängeschloss gesicherten kleinen Hütte neben dem Wohnhaus. Das Klo ist sehr sauber und die Wasserspülung funktioniert mittels Schöpfkelle aus dem daneben stehenden Eimer. Nun geht´s mir gleich wieder viel besser. Zum Abschied bedanken wir uns für die Besichtigung und den Toilettengang mit einem kleinen Obolus für die Dorfgemeinschaftskasse bevor wir wieder ein Stück durchs Wasser auf unser Boot krabbeln müssen.
Bis zum Lunch gegen 14:00 Uhr gehe ich noch einmal auf Schmetterlings-Safari. Unsere Laundry ist auch frisch gewaschen und wird noch schnell von mir verstaut. Dann folgt ein ausgedehnter Schönheitsschlaf. Schließlich sind wir ja hier zum Relaxen!
Da in der Lake Shore Lodge jeden Abend der Sonnenuntergang richtiggehend von Chris und Louise zelebriert und gefeiert wird, folgt nun wieder ein Schwung Sonnenuntergangsfotos.
Wir genießen unser letztes, vorzügliches Dinner in der Lodge und verabschieden uns schon einmal herzlich von Ahmed und Nodric, denn Morgen müssen wir ganz früh aus den Federn. Als wir dann wieder zeitig unsere Banda aufsuchen, kommt gerade ein männliches Wesen aus unser Haustür. Ich schaue in fragend an (Einbrecher?) und er deutet auf seine Hände, in denen er noch einige Bougainvilleablüten hält. Ich verstehe nix bzw. nur Bahnhof und lasse den Mann ziehen. Die Überraschung zum Abschied ist Louise gelungen. Wir dürfen heute in einem Blütenmeer träumen...
Haben wir natürlich nicht! Dauerte halt einige Minuten bis ich alles eingesammelt hatte. Übrigens bin ich immer noch von jeglichen Moskitostichen verschont. Jochens Unterschenkel würden allerdings von Sandflöhren oder Ähnlichem angeknabbert worden sein und Axel hat´s auch erwischt.
Gute Nacht!