Jochen und Günther begaben sich mit dem T5 gleich frühmorgens nach Denzel in Wien. Die Diagnose Radlagerschaden vorne links bestätigte sich. Das Ersatzteil wurde bestellt, wird aber erst am folgenden Tag in Wien eintreffen. Vor Dienstagmittag würden wir unsere Reise Richtung Rumänien also nicht fortsetzen können. Deshalb geht´s dann heute für Edeltraud und mich ganz entspannt auf dem Rad Richtung Hölle!
Auf dem Lackenradweg umrundeten wir zunächst den Zicksee, sichteten an verschiedenen kleinen Seen Haubentaucher, Lachmöwen (der Grünspecht wurde leider von Spaziergängern verscheucht), Fasan, Säbelschnäbler, Kiebitze und Flussregenpfeifer. Der Mohn blühte herrlich und überall tummelte sich der kleine Vogelnachwuchs. Mittlerweile wurde es arg heiß, halt wie man es in der Hölle erwartet. In Podersdorf genehmigten wir uns eine Kaffee-/Weinschorlenpause bevor es auf dem Radweg weiter in die „Hölle“ ging. Das Gebiet liegt zwischen Illmitz und Podersdorf und ist Teil des Nationalparks Neusiedler-See-Seewinkel. Wir radelten durch Weingärten, Hutweideflächen in der sogenannten Bewahrungszone, die insgesamt ca. 3000 ha umfasst. Hier brüten hunderte Graugänse. Neben Rotschenkel und Stelzenläufer bewunderten wir das grandiose Panorama, welches der Aussichtsturm in der Hölle bot.
Die Uferbereiche werden von Przewalskipferden beweidet, die aber für uns an diesem Tag nicht zur Verfügung standen. Dabei beneideten wir die sich suhlenden Mangalitzaschweine, die die Speisekarte in vielen gastronomischen Betrieben rund um den See bereichern, um ihr kühlendes Schlammbad.
Bei der Beweidung im Rahmen des Nationalpark-Flächenmanagements kommen auch bedrohte alte Haustierrassen zum Einsatz. Das Ungarische Steppenrind, der Wasserbüffel, der Europäische Weiße Esel und das Mangalitzaschwein waren in früheren Jahrhunderten in der gesamten Region verbreitet. Die Weiterzucht in Nationalparks und Zoos stellt eine wichtige Stütze in der Erhaltung dieser Tiere dar.
In Illmitz erwischten wir leider den falschen Abzweig und radelten in schwül-warmer Luft viele Kilometer in die falsche Richtung. Mein Popo schrie Protest und als am Horizont ein Gewitter drohte gab ich auf. Wir beschlossen kurzerhand nach Illmitz zurück zu fahren und die Räder heute schon abzugeben. In einem sehr gut sortierten Biogemüseladen erstanden wir eine große Schale sehr leckere Erdbeeren, die wir gemütlich beim Fahrradverleih wartend auf unsere Männer vernaschten. Günther hatte sich erbarmt und großzügigerweise den Taxiservice für uns zurück an den Zicksee nach St. Andrä übernommen.
Nach Ankunft auf dem Campingplatz zog es mich zunächst unter die kalte Dusche während Edeltraud ihr Bad im See nahm. Das drohende Gewitter zog vorbei und so konnten wir in lauer Sommernacht unser Abendessen unterm Sternenzelt genießen.